Innendämmung Fachwerk
Hallo Anke,
Innendämmung von Sichtfachwerk ist eine Bauweise, die in den ersten Jahren in denen sie praktiziert wurde, für viele Schaden an der Bausubstanz gesorgt hat.
Mittlerweile ist die Wirkungsweise der Innendämmung erforscht und an Hand von praktischen Versuchen am Objekt umfangreich getestet worden.
Die gesammelten praktischen Erfahrungen finden sich in technischen Regeln der WTA, die dazu Merkblätter herausgibt. Falls Du Interesse daran hast, kannst Du Dir die betreffenden Merkblätter per Internet bestellen.
Ziel der Innendämmung sollte nicht sein, erhebliche Mengen an Heizenergie einzusparen, sondern die Taupunkttemperatur der Wandflächen in einen sicheren Bereich zu heben, um Kondenswasser zu vermeiden.
Ich fasse den Erkennstnisstand soweit mir er einfällt kurz zusammen:
Das Hauptproblem ist, das die Innendämmung für Sichtfachwerk eine Gefährdung sein kann, wenn bestimmte physikalische und technische Rahmenbedingungen nicht eingehalten werden.
Konkret betrifft das die
- mangelnde Austrocknung der Außenwände.
Da die Fachwerkoberfläche und vor allem die Übergänge zwischen Holz und Gefachausmauerung immer Kapillarfugen sind, können Regenwasser und Treibschnee die Konstruktion durchfeuchten.
Das Austrocknen geschieht einmal durch Wind und Sonne. Andererseits vor allem im Winter, wenn die Sonne fehlt, trocknet die Wand praktisch von innen heraus durch die Erwärmung der Außenwände infolge des Heizens.
Wenn ich diesen Wärmeverlust durch eine Innendämmung unterbinde, habe ich zwar weniger Wärmeverluste, aber die Fachwerkwand kühlt aus.
So kann eingedrungene Feuchte weniger abtrocknen.
Wenn dadurch die jährliche Feuchtebilanz negativ wird, also mehr Feuchte in die Wand gelangt als austrocknen kann, wird die Wand im Inneren, zum Übergang der Innendämmung,immer feuchter. Das führt unweigerlich zur Zerstörung der Gefachhölzer.
Weiterhin besteht durch die warme, feuchte Innenluft die Gefahr des Eintrages von
- Kondenswasser
Das passiert ohne Dämmung auch, aber es kann durch eine fehlerhaft montierte Innendämmung noch potenziert werden.
Bei den Innendämmungen gibt es von der Wirkungsweise her zwei unterschiedliche Bauweisen:
a) Innendämmung mit Diffusionsdichtung
Vor die Außenwand wird ein Tragwerk aus Holz oder Metall gestellt und der Zwischenraum mit Dämmstoff, vorzugsweise Mineralwolle, ausgefüllt. Dann kommt eine Dampfsperre bzw. eine Dampfbremse.
Darauf dann die Innenbekleidung, meistens Gipskarton.
Diese Konstruktion funktioniert nur, wenn sie absolut luftdicht ausgeführt wird.
Das ist zwar theoretisch möglich, in der Praxis aber nur schwer ausführbar, schon gar nicht durch Laien ohne Erfahrung.
So kann feuchte, warme Raumluft in die Wand gelangen und kühlt sich an der kalten Außenwand ab.
Kondenswasser fällt aus. Die zwar diffusionsoffene, aber nicht sorptionsfähige Dämmung kann das Kondensat nicht aufnehmen, so wie auch eventuell eingedrungenes Regenwasser. Dieses Wasser verbleibt in der Konstruktion und schädigt das Holz, da es nur nach außen abtrocknen kann.
Der Weg zurück nach innen ist durch die Dampfsperre ausgeschlossen.
Eine Dampfbremse, die Wasserdampf wieder in den Innenraum durchlassen kann, wird dieses Problem nur mindern, aber nicht völlig und sicher beseitigen.
b) diffusionsoffene Innendämmung
Diese Art der Dämmung hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr durchgesetzt.
Ihr Vorteil ist ihre größere Fehlertoleranz in der Ausführung. Ein paar kleine Ausführungsmängel führen nicht gleich zu verheerenden Schäden wie ein paar Löcher in einer Dampfsperre.
Grundprinzip ist ein konsequent diffusionsoffener Aufbau des Bauteils Außenwand/Dämmung.
Man versucht gar nicht erst, eine luftdichte Abgrenzung zum Innenraum herzustellen.
Auf die vorbereitete Innenfläche der Außenwände kommt ein Klebemörtel, in den vollflächig und hohlraumfrei sorptionsfähige und kapillar wirksame Dämmplatten eingebettet werden.
Ihr Nachteil ist, das warme und damit feuchte Innenluft durch die Platten in die Wand diffundieren kann. An der Grenze zum kalten Bereich, der Kleberschicht, fällt der Wasserdampf als Kondensat aus.
Im Gegensatz zur diffusionsdichten Bauweise wird diese Feuchte wieder zurück zur warmen Seite, zur Wandoberfläche geführt, wo sie abtrocknet.
Das geschieht durch die kapillar wirksame Dämmung.
Der kapillare Feuchtetransport ist etwa um den Faktor 10 - 100 höher als die Menge, die über Diffusion kondensieren kann. In begrenztem Maße werden auch von außen eingedrungene Feuchtemengen nach innen abgeführt.
Eine wichtige Rolle übernimmt dabei die Kleberschicht, die eine etwas höhere Dampfdichte haben soll als die Dämmung.
Eine korrekt eingebaute Innendämmung kann also den Feuchteeintrag durch Kondensat minimieren und (etwas)Heizenergie einsparen.
Sie kann nicht die Auffeuchtung der Fachwerkwand durch Witterungseinflüsse verhindern.
Deshalb sollte Sichtfachwerk nur dort verbleiben, wo es durch konstruktiven Holzschutz und geeignete klimatische Randbedingungen ausreichend geschützt ist.