Offener Kamin bauen

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Christian Schulz

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I1039_3143_2004819135316.JPGOffener Kamin geplant. In unserem Haus war eigentlich fast alles fertig, in dem Wohnzimmer stand ein Kaminofen, man kann schön ins Feuer sehen. Doch was mich störte war: man hörte das Feuer nicht, sondern stattdessen knackte der Ofen vom ausdehnen und zusammenziehen des Stahlmantels. Der Ofen „hing“ an einem alten Kaminzug der ziemlich groß war (45x45cm) und so auch schlecht zog. Aber: alles war sauber alles war gut…
…bis ich eines schönen Tages (2000) auf die Seite von Jim Buckley der Rumford-Kamine (www.rumford.com) stieß. Das war’s so sollte „er“ aussehen!
Also habe ich erst einmal den jetzigen Zustand aufgenommen, festgestellt, dass ein Deckenbalken quer durch den Kaminzug ging! Das dann ins 3D CAD übertragen.

Damit habe ich mich mit unseren Schornsteinfeger unterhalten, der mich zuerst nach einem CE Kennzeichen fragte, aber prinzipiell nichts dagegen hatte, wenn die DIN Normen beachtet würden. Die faxte er mir dann auch zu (Es geht darum dass die Dämmung entsprechend stark sein muss). Ich durfte anfangen sollte Bescheid geben, wenn fertig ist zur Abnahme…
Bei Jim gibt’s auch aller Zubehörteile, doch war mir der Transport aus den USA (bis auf die Rauchklappe) zu teuer, zumal die meisten Teile nicht in die alte Gebäudestruktur gepasst hätten.
Der Kaminmantel muss in Deutschland fast zwingend aus Stein sein. Bei einem Besuch bei Ingo Selent (www.historische-baustoffe–selent.de) wurden wir dann fündig, Sandsteine aus einer Fenstereinfassung, eine Sandsteinplatte, eine Mauerabdeckung die umgedreht den Kaminsims ergibt und ein altes Backfach! Die Steine, Schamotte und Silikatplatte zur Dämmung gibt’s beim Ofenbauer.
Da wir eine offene Küche mit Dunstabzug haben, ist es sinnvoll eine extra Luftzufuhr zu bauen. Hier hilft ein Trichter mit Schlitz unterhalb der Platte. In den Kamin wollte ich neue Schamotterohre einziehen, die den Zug auf 25x25cm verkleinern damit’s besser zieht.
So nun ging’s los. Wohnzimmer ausräumen, Balken abstützen da ziemlich viel weg gebrochen wurde und anfangen zu stemmen. Das ging relativ leicht, da der Kamin aus Backsteinen mit Stohlehm (!) gemauert ist. Damm einen halben Meter in den Lehmboden gegraben und vom Keller ca.1,5 m ein Rohr durch den Boden gezogen, was die Lüftung sicherstellen sollte. Von diesem Rohr aus habe ich einen Trichter gemauert (siehe Bild)

Darauf wir dann die Sandsteinplatte gelegt, so dass ein ca. 2cm hoher spalt übrig blieb.
Als nächstes habe ich das dahinter liegende Mauerwerk hochgezogen, die Silikat dämmplatten genau auf der Platte und zum Mauerwerk ausgerichtet. Und die gereinigte, passend zurechtgeschnittene Fenstereinfassung davor gemauert.

Nun folgt das Mauern des Feuerraums im Fischgrätmuster. Wahrlich nicht einfach, doch geht es wenn man sich Hilfslinien auf die Platte aufmalt.
Für den Rumford Zug habe ich Ton-Hohlblocksteine auf eine Stahlträger aufgesteckt und entsprechend zurechtgeschnitten, und dann mit Schamotte entsprechend einer Düsenform verputzt. Dann mauert man erst einmal eine Ebene in die auch die Rauchklappe eingebaut wird.

Dan folgt das mauern des so genannten Rauchfangs mit Schamottesteinen, an den auch Backfach angrenzt. Und dann das wiederaufmauern der alten Wände, die dann den Kaminzug tragen, Dazwischen liegt auch Dämmung.

Nun mussten von oben die Schamotterohre passend aufeinander gesetzt werden. Hierzu stecke ich in ein 50cm langes Teilstück diagonal ein Brett ein , das dich dann mit zwei stützen innen verkeilt. Damit kann man ein Rohr nach unten lassen (Flaschenzug!), es zentriert sich dann selber. Wenn es richtig sitzt, werden mit einer Entriegelleine die Stützen nach oben gezogen und das Brett herausgezogen. Das funktioniert ganz gut. Den Zwischenraum zwischen dem neuen Rohr und dem alten Kaminzug füllt man mit Schornstein Perlite Dämmasse. Alle 1,5m habe ich noch eine mind. 10cm starke Betonschicht eingebracht damit die Last der Schamotterohre auf den alten Schornstein abgeführt wird. So habe ich die knapp acht Meter Schornstein verkleinert und er zieht wieder!
Die anschließende Abnahme war problemlos.
Das Ergebnis kann sich, glaube ich, sehen lassen.

Fazit nach 1 Jahr Betrieb: Die Arbeit war es auf jedem Fall wert. Toll in einer 90x90 cm großen Feueröffnung ein Feuer zu machen. Nichts qualmt, er zieht sehr gut auch bei drückender Witterung. Die Sandsteinplatte ist mittig gerissen, da die Temperaturspannungen wohl doch zu groß waren (hält aber trotzdem). Die Wärmeerzeugung ist gut da durch die geringe Tiefe und die schrägen Flächen viel Wärme nach vorne abgestrahlt wird. Er passt harmonisch zum Haus und wirkt nicht wie ein Fremdkörper oder überkandidelt.

Rest der Bilder siehe Profil
 
Hallo Christian,
sehr schön beschrieben, die Idee mit dem Fensterrahmen aus Sandstein werde ich gegebenfalls übernehmen.
Freundlichen Gruß aus Leipzig, Peter
 
Thema: Offener Kamin bauen
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