Fugenbreite

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Walgenbach1

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fachwerk-I11373_20175420138.JPGHallo zusammen. Mal eine Frage zu Fugenbreiten. Ich bin aktuell im Keller am arbeiten und lege dabei eine Ziegelwand frei. Beim frei kratzen der Fugen kommt mir die Breite besonders groß vor. Aber ich bin ja kein Maurer. Vielleicht ist das Normal. Was meint ihr? Hab 2 Bilder beigefügt.
 
fachwerk-I15565_2017557121.JPGMauerwerksfugen haben Funktionen

Wienerberger hat heute schon praktisch 0-Fugen mit Klebstoff statt Mörtel.

Dies ist bei steifen Fundamenten und ohne Erdbeben machbar.

Die Hagya Sophia in Istanbul hatte wohl ähnliche oder dickere Fugen ... mit CoccioPesto-Mörtel (Kalkmörtel mit Ziegelsplit, der latent hydraulisch wirkt). Und im Rahmen einer Doktorarbeit in Prag hat man festgestellt, das dicke Fugen (mit selbstheilendem Kalkmörtel)die Dauerhaftigkeit stärken. Auch bei Erdbeben.

Dazu war man auch großzügiger in Bezug auf Genauigkeit ... aber die Frage, ob dies normal ist, ist überflüssig, weil es einfach so ist. (Hier im Haus sind anscheinend Ziegelwände sogar mit Lehm gemauert ... vielleicht aus der Baugrube gewonnen.)

Die Wahrnehmung von 'übermäßig dicken' Fugen ergibt sich aus der heutigen Sicht vermeintlicher Exaktheit.
 
fachwerk-I3461_201755164952.JPGMauerwerk

Welche Funktionen haben denn nun die Fugen?
 
fachwerk-I3461_201755194726.JPGFugen

"Mauerwerksfugen haben Funktionen"

Da es Herr Berges wohl nur bei der Überschrift belassen wird (wenn man mal von dem naseweisen und unpassenden Gesülze absieht) muß ich einspringen:

Fugen sind dazu da um Toleranzen in den Abmessungen der Ziegel (oder Fliesen) auszugleichen. Je höher die Toleranzen, je breiter die Fugen.
Im Mauerwerksbau geht man von einer durchschnittlichen Fugenbreite von 10 mm aus. Die kann bei Maßabweichungen variieren. Damit wird der waagerechte Verlauf der Lagerfugen und der senkrechte Verlauf der Stoßfugen gesichert. Der ist wichtig damit der Mörtel die auftretenden Kräfte senkrecht zur Steinoberfläche überträgt.
Die Ziegel in Ihrem Keller sind eigentlich Ausschuß, so etwas wurde nach dem Brand aussortiert. War halt billig, funktioniert aber in Grenzen.
 
Fugen

werden heute nach DIN festgelegt - der Maurer arbeitet aber oft nach Baugefühl. Dabei spielt auch das Maß der Muer bis zur nächsten Ecke eine Rolle - die Anzahl der Steine wurde oft auf die entsprechende Wandbreite verteilt !
 
Fugenmaß

Um ein ordentliches Fugenmaß einzuhalten sind neben maßhaltigen Ziegeln auch die richtige Planung der Gebäudemaße und die Handwerkskunst des Maurers erforderlich.
Moderne Ziegel sind, bedingt durch die heutigen Herstellungstechnologien, sehr exakt in ihren Abmessungen. Das war früher anders, durch den höheren Wassergehalt der Grünlinge schrumpften die Ziegelrohlinge beim Trocknen und Brennen stark. Dieses Schwindmaß ist heute durch geringe Wassergehalte beim Pressvorgang und den kontinuierlichen Brennvorgang stark reduziert.
Bei der Planung der Gebäudemaße wurden Maßsysteme (Maßordnung)eingeführt; üblich sind das dezimetrische und das oktametrische Maßsystem. Basis sind Module als teilbare bzw. vervielfältigbare Rastermaße. Beim dezimetrischen Maßsystem sind das 10 Zentimeter (Dezimeter), beim oktametrischen System 12,5 Zentimeter (Achtelmeter).
Daraus ergeben sich Baurichtmaße.
Aus denen können die Abmessungen der Bauelemente zuzüglich der Fugenbreiten bzw. halben Fugenbreiten ermittelt werden. Beispiel:
Ein Ziegel im oktametrischen Maßsystem ist 11,5 cm breit, das Baurichtmaß beträgt 12,5 cm. 11,5 cm + 2 x 0,5 cm (halbe Fugenbreite) = 12,5 cm = Systemmaß. Steinlänge 24 cm + 2 x 0,5 cm = 25 cm usw. An Außenkanten wird eine halbe Fugenbreite abgezogen.
Wenn Planer sich an eine Maßordnung halten dann gibt es theoretisch keinen Steinverschnitt und keine unterschiedlichen Fugenbreiten. Macht bloß kaum einer es sei denn es wird mit Rechner geplant.
Aus den beiden Maßsystemen ergeben sich die beiden unterschiedlichen Maßgruppen bei Ziegeln.
Die dritte Komponente ist die Sorgfalt beim Mauern. Es nützt nichts wenn eine exakte Werkplanung vorliegt wenn die Maurer schlampig arbeiten und z.B. die Schichten nicht exakt waagerecht legen. Irgendwann kommen dann Lagerfugen zwischen 3 cm und 0,5 cm heraus. In meiner Lehre kam der Meister mit einem Schichtmaß (lange Latte auf der jede Schicht numeriert und mit exakter Steinhöhe und Lagerfuge aufgezeichnet war) und maß nach. Wenn man bei 30 Schichten jede Lagerfuge statt 10 mm 12 mm setzt dann sind das zum Schluß 60 mm Abweichung. Die letzte Steinschicht passt nicht mehr.
 
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