Lehmputz auf Laklputz?

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Fächermann

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fachwerk-I15958_201712622235.jpgHallo liebe Community,

mal eine Frage. Anbei dazu ein Foto. Ich habe in unserem Haus alle Wände vom Styropor befreit, was die Vorbesitzer angebracht haben. Dahinter tut sich das Mauerwerk auf und an einigen Stellen ist noch ziemlich fester Kalkputz / Mineralputz angebracht.

Ich wollte wissen, ob ich die Stellen, wo das Mauerwerk direkt sichtbar ist, mit Lehmputz füllen kann und eine ebene Oberfläche zu den anschließenden Kalkputzgegenden schaffen kann. Verbindet sich Lehmputz mit dem Kalkputz, also ein Oberputz auf den Kalkputz?

Die Holzbalken würde ich nochmal neu mit Schilf überspannen, aber so, dass die Schilfmatte nicht bündig mit dem Holz aschließt, sondern bis aufs Mauerwerk reicht. Da muss dann noch etwas Putz ab. Mir geht es halt um die Stellen, wo der Kalkputz noch fest ist und nicht ab muss.

Vielen Dank
MSH Fächer
 
Lehm auf Kalk

Hallo! :)

Der Kalkputz muss nur rau genug sein, dann hält der Lehm auch.
Je nachdem was für eine Oberflächenqualität der Oberputz haben soll wäre eine Schicht Unterputz über die ganze Wand sinnvoll. Auf einem homogenen Untergrund zieht der Oberputz dann gleichmäßig und Strukturunterschiede können so vermieden werden.
Auf das Schilf kommt sowieso Unterputz, kein Oberputz!

Viele Grüße :)

Lehmbauer Marc
 
Vielen Dank für die Antwort.

Kannst du mir einen Tipp geben, wie ich die Übergänge zwischen Mauerwerk und vorhandenem Kalkputz gut hinbekomme?

Meine Vorstellung ist, mit Unterputz das Mauerwerk verputzen bis auf die Höhe des Kalkputzes. Dann die gesamte Fläche mit einem Oberputz bearbeiten.

Schilf spanne ich über das Holz und versuche es nicht bündig mit dem Balken abzuschließen, sondern überlappend zu machen. Was mir noch durch den Kopf geht: Wie kann ich an solchen Wänden mit Glasfaser umgehen? Die kommt ja eigentlich nur in den Unterputz rein. Dort wo der Kalkputz aber schon dran ist, will ich nicht noch eine Schicht Unterputz draufmachen. Oder würde das den gesamten Arbeitsprozess vereinfachen?
 
Lehmputz

Das hängt davon ab was für eine Oberfläche Du am Ende haben möchtest, wieviel Zeit und wieviel Geld Du investieren möchtest und natürlich wieviel Erfahrung Du mit Lehmputzen hast.

Das Schilf auf den Balken steht doch dann sowieso hervor oder?

Bei einem vollflächigen Aufträg mit Lehm-Unterputz könnte evtl. auf eine zusätzliche Armierung verzichtet werden, da der Lehm genug Faseranteil hat. Wobei eine vollflächige Armierung natürlich für einen besseren Schlaf sorgt.

Wenn Du den Lehm-Unterputz nur auf das Niveau des Kalkputzes bringen und darauf einen Oberputz machen möchtest wäre eine Armierung auf jeden Fall sinnvoll.
Allerdings würde ich das dann zweilagig machen. Und da kommt dann wieder das Geld ins Spiel, weil Unterputz günstiger ist als Oberputz. Diese Variante ist auch mehr "Fuddelei".

Ich denke die einfachste und günstigste Variante ist folgende: Mauerwerk beiputzen und trocknen lassen, Kalk aufrauen (zeitintensiv) oder grundieren (kostenintensiv), Schilf auf die Balken, vollflächig Unterputz (evtl. mit vollflächiger Armierung - bei Unterputz nicht zu feinmaschig!) und dann den Oberputz.

Insbesondere wenn Du noch nicht allzu viel Erfahrung hast würde ich dir dazu raten. Den Unterputz kannst Du, wenn er etwas angetrocknet ist, nochmal "in Form bringen", sofern keine Armierung drauf ist, z.B. mit einem Rabot oder Nagelbrett.
Beim Oberputz ist dann das gleichmäßige Saugverhalten sehr von Vorteil.

Auch von Vorteil wären aussagekräftigere Bilder :)
 
Lehmputz

Wenn die Außenwände nicht gedämmt sind wäre es sinnvoll,
diese nur zu begradigen und Unebenheiten mit Kalkputz aufzufüllen,
dann zB 60 mm dicke Holzfaserplatten vollflächig mit Lehmmörtel anzusetzen und diese mit einem Lehmputz zu überziehen.

In das äußere Putzdrittel das Glasfasergewebe einarbeiten.

Andreas Teich
 
Wenig Wissenschaftlich...

...wäre aus meiner lagjährigen Arbeitserfahrung mit Lehmputzaufbauten folgendermaßen heranzugehen:
Fehlstellen bündig zu den Bestandsputzflächen mit einem Strohlehmgrundputz aufzuüllen und durchtrocknen zu lassen. Rissbildungen an den alten Putzbereichen stellen sich automatisch da ein und sollten gegebenefalls im Trocknungsvorgang immer angedrückt werden.
Danach die Bestandsputzflächen mit einem Wand- und Deckengrundierung auf Lehmbasis streichen und nach Durchtrocknung dieser, die gesamten Wandflächen zweilagig mit einem Lehmfeinputz incl. einer Glasfasergewebeeinlage überputzen bzw. überspachteln.
Die letzte Schicht wird dann entsprechend der Wunschoberfläche entsprechend geschwammt, gerieben, geglättet.
 
Vielen Dank für die weiteren Infos.

Mit Lehmputz habe ich Erfahrung.
2015 haben wir das gesamte Erdgeschoss neu verputzt. Allerdings habe ich mir da die Mühe gemacht, vorher allen alten Putz abzumachen. Diese Arbeit wollte ich mir ersparen bei den Stellen, wo der Putz noch fest ist. Daher auch meine Frage, wie ich die Verbindung am besten hinkriegen kann.

Das Haus hat keine Dämmung. Die Vorbesitzer haben an den Giebelseiten von außen etwas Mineralwolle verbaut, das ist aber nicht wirklich als Dämmung zu bezeichnen. Von innen war Styropor verbaut. Das habe ich entfernt.

Für Wandbegradigungen haben wir im Erdgeschoss den alten Lehmmörtel genommen, weil der noch so richtig große Strohanteile hatte und nicht diese kleingeraspelten, die es im heutigen Unterputz gibt. Diesen Mörtel haben wir aufs Mauerwerk aufgetragen. Darauf kam dann neuer Unterputz mit Glasfasergage. Dann ein Oberputz. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Der alte Lehmmörtel war allerdings so fettig, dass er Risse bekommen hat. Da er aber gut hält, war er als Wandaufbau ganz gut geeignet.

Wäre es unter Rücksicht auf die von euch genannten Punkten wie folgt sinnvoll?

1. Wandaufbau / Begradigung mit altem Lehm
2. Kalkputz anrauen
3. Balken mit Schilf bespannen (überlappend zum Mauerwerk)
4. Unterputz auf Mauerwerk auftragen
5. Gage einsetzen
6. Unterputz auftragen bis auf Höhe des Kalkputzes
7. Oberputz über Kalkputz und den Unterputz auftragen

Würde statt Oberputz auch Unterputz gehen? Wirklich notwendig erscheint mir der Oberputz nicht. Würde dann alles mit geleimter Wandfarbe überstreichen.

Dämmen möchte ich nichts.
 
Den Altputz...

...mit einer lehmhaltigen Quarzgrundierung versehen und dann die gesamten Flächen mit einem Lehmfeinputz 2-lagig und mit einer Glasfasergewebeeinlage (4 x 4 mm) überputzen bzw. spachteln.
 
Unterputz / Oberputz

Natürlich kannst Du den Unterputz auch als Oberputz verwenden, dann hast Du einen dickeren Auftrag aber sparst wahrscheinlich etwas Geld.
Der Unterschied zwischen Ober- und Unterputz ist nur die Größe der Körnung und der Faseranteile. Die Oberfläche ist dementsprechend "rustikaler". Ich selbst bin ein großer Freund von "Unterputz als Oberputz". Wenn man die Oberfläche mehrfach mit einem Schwammbrett "filzt" kommen die goldenen Strohfasern richtig schön zur Geltung. Allerdings nur, wenn die Oberfläche ungestrichen bleibt.
 
Bis vor 10 Jahren...

...habe ich ebenfalls die Endoberflächen mit den Unterputzen ausgeführt und man erkannte nicht, dass es aus Ober- oder gar unterputzen hergestellt war.
Mittlerweile haben sich aber die Ansprüche an die Putzoberflächen derart verändert, dass ich es nicht mehr der Kundschaft zumuten möchte, in "bäuerliche" Wohnempfindungen einzuziehen.
Lehmputzflächen dürfen edel ausschauen und nicht mehr den ländlichen Charakter aufweisen.
 
Ich finde es gerade gut, dem Lehm auch einen ideellen Stellenwert zu geben, der sich eben nicht im Bemühen um "edel" bemisst, sondern schlicht "Erde" ist. Vielleicht korrelieren hier linke Ansichten mit Lehm, aber ich finde, gerade weil man Lehm überall findet und er überall durch alle Bevölkerungsgruppen hindurch verwendet wird, steht es ihm gut zu Gesicht, "geerdet" und nicht "abgehoben" zu sein.

Aber das ist nur meine Meinung zur Ästhetik und hat nichts mit dem Thema von oben zu tun.
 
@ MSH

...da gebe iuch dir schon recht, aber das ist halt auch das gesamtbetrachtende Thema zur Frage Lehmputze bzw. Lehmbau.
Es haftet ihm stetig noch der Spruch: ...armer Leute Baustoff an!!
Und davon sollte man sich lösen!
Historisch ausgebildete Oberflächen, aber trotzdem edel wirkend!
Gerade das eben auch in einem historischen Denkmal.
Bin gern bereit, dir einmal ein paar Impressionen zu überstellen.
Kannst mich dazu privat kontaktieren.

FG Udo
 
fachwerk-I3461_20171223161523.JPGLehmputz

Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, Stampflehm mit Innenputz.
Das ist so wie die Oberfläche einer Talsperrenmauer mit dem Sichtbeton eines Wohnhauses.
Aus einem halben Kilometer Entfernung ist eine Bogenstaumauer eine ästhetische Form, die Oberfläche wirkt aus einem halben Meter nicht mehr so ästhetisch.
Es kommt auf den gewöhnlichen Betrachtungsabstand an.
 
Lehmputz... edel ... rustikal...

Oft habe ich den Eindruck, dass das Wort "edel" im Bezug auf Lehmputz ausschließlich mit den Adjektiven "eben, rechtwinklig, feinkörnig und gefilzt" in Verbindung gebracht wird.
Am interessantesten finde ich persönlich die Lehmputze, die man vielleicht nicht sofort als "edel" bezeichnen würde.
Erstens aufgrund des Materials: man kann soviel mit Körnungen, Fasern und anderen Zuschlagstoffen rumspielen.
Zweitens aufgrund der Verarbeitung: neben gefilzt, gerieben und geglättet gibt es noch tausende andere Möglichkeiten, einen Putz zu bearbeiten. Und es muss auch nicht immer "strack" und rechtwinklig sein.

Ich bin mal so arrogant und behaupte, dass die meistens Bauherren garnicht so genau wissen, was sie eigentlich wollen... bezogen auf die Oberflächengestaltung. Oft haben sie das "Standard-Programm" im Kopf, weil sie auch die Alternativen nicht kennen. Da liegt es an uns Handwerkern rauszufinden, was die Bauherren wirklich (!) mögen. Oft helfen verschiedene Musterflächen: "ach das ist ja wirklich ganz schön, das hätte ich nicht gedacht, ja so machen wir das!"
 
@ Marc

Genau den Finger in die Wunde gelegt!
Deshalb laufen unsere Beratungen fast immer in fertigen Projekten ab, um dem Kunden Anregungen und präzisere Entscheidungen mit auf den Weg zu geben.
Dazu kommt dann auch noch der gesamte Prozess Farbe!
 
Thema: Lehmputz auf Laklputz?
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