holzgestaltet
Geht nicht gibts nicht
Ich bin ein Ex-Berliner, jetzt wohnend und sanierend in der Nord-Uckermark. Wir: meine Liebste, mein Töchterchen, ich und drei Kater, bewohnen einen Vierseithof in einem 160 Seelen Dorf. Nach 8 Jahren hier leben kann ich behaupten, angekommen zu sein: das Dorf hat mich jüngst zu seinem Ortsvorsteher gewählt.
Ich stamme väterlicherseits aus einer Handwerkerdynastie (Zimmerer, Mauermeister, Installateure, Elektriker etc.) Mütterlicherseits steht das Bildungsbürgertum mit Doktoren, Lehrern, Mathematikerinnen etc. pp. In der Konsequenz bin ich freiberuflicher Ingenieur für Technische Informatik und arbeite an meinem zweiten Standbein der Holzgestaltung (Holz im Garten, Aufarbeitung alter Möbel, Anfertigung kleinerer Möbelstücke).
Mein Großvater war Zimmermann und hat mir nach der Schule in seiner Werkstatt eine Lehre im Holzbau verpasst. Mein Vater erzog mich mit der Maßgabe: wenn du aus meinem Haus ausziehst, kannst du dir eins bauen. Er hat Wort gehalten....
Ich wollte immer ein altes Haus haben und dessen Geschichte ein Stück weiterschreiben. Wichtig ist hierbei Beobachtungsgabe: was haben die Besitzer vor mir warum gemacht? Auch in der Informatik gilt unter Programmierern: respektiere den Code der anderen. Sie hatten ihre Gründe, und die musst du verstehen, bevor du etwas veränderst.
Mit diesem Gedanken und einer ordentlichen Portion Respekt vor dem, was die Alten geleistet haben, kann man jedes alte Haus sanieren. Auch als Laie. Davon bin ich überzeugt.
- Ein altes Haus hat und ist eine Persönlichkeit. Lernt euch erstmal kennen (bewohne es), bevor du es umbaust.
- Wenn da Lehm war, mach da Lehm wieder hin!
- Wenn das Felssteinfundament fest ist, lass die Finger davon!
- Verschmiere die Fugen im Felssteinfundament nicht mit Zementmörtel. Hält sowieso nicht!
- Wenn seit 100 Jahren alle 4 Jahre mal Wasser im Keller steht, dann lebe damit! Das Haus kann es ja offensichtlich auch.
- Wenn das Dach undicht ist, handele sofort (ein Ausspruch meines Großvaters: Wasser ist schlimmer als Feuer)!
- Feuchtigkeit ist kein Problem, sondern eine Tatsache: sie kommt und muss wieder gehen können (siehe Lehm)!
Ich hasse Rotband, Gipskarton, Dispersionsfarben und Beton. Letzterer ist leider nicht immer vermeidbar, ich versuche ihn aber nur homöopathisch zu verwenden (Fußboden im Badbereich, Ringanker -- mehr nicht).
Und: ich verstehe als Ingenieur ganz gut, wenn die Baufachleute an der einen oder anderen Stelle hier sehr vorsichtig oder einfach nach der geltenden Lehre argumentieren.
Baufrau/Bauherr, mache dir bewußt:
- ein Felssteinfundament statisch zu berechnen würde ein mathematisches Modell erfordern, welches dem der Wettervorhersage nicht unähnlich ist und entsprechende Großrechner brauchen würde. Du wirst also immer nur vorsichtige Empfehlungen oder Meinungen zur Standfestigkeit bekommen und im Zweifel die Empfehlung, zur Sicherheit Beton drunter und dranzukippen. Den kann man nämlich einfacher berechnen.
- wenn du Baustoffrecycling betreibst oder umstrittene alternative Baustoffe verwenden willst, dann trägst du letztendlich die Verantwortung. Das ist auch gut so und war früher nicht anders. Nur du kennst dein Haus wirklich und kannst über die Zeit einschätzen, was geht und was nicht geht. Lebe mit Rückschlägen, lerne daraus und versuche nicht, Vollkasko abschließen zu wollen und irgendjemanden dafür in die Haftung zu nehmen: aber du hast doch gesagt -- nee, DU musst selbst entscheiden und mit den Konsequenzen umgehen! Aber dein Haus sagt dir auch eine Menge zu dem Thema (siehe oben: Beobachtungsgabe)
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Ich habe mich hier angemeldet, weil ich meine persönlichen Erfahrungen bei der Sanierung meines Hofes gern teilen möchte. Ich habe hier viele gute Tipps für mich selbst gefunden, vor allem die etwas unkonventionellen ohne Garantie.
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