Blower Door Fachwerk Haus -> KfW 70 Standard

Diskutiere Blower Door Fachwerk Haus -> KfW 70 Standard im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo zusammen, ich versuche mir hier im Forum viel anzulesen und danke Euch schon jetzt für die vielen wertvollen Infos. Wir haben ein...
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blower-door-vorhangfassade-i26302_202021542846.jpgHallo zusammen,

ich versuche mir hier im Forum viel anzulesen und danke Euch schon jetzt für die vielen wertvollen Infos.

Wir haben ein Fachwerkhaus von 1822 gekauft, welches wir grundlegend sanieren wollen und müssen. Das haus hat an drei von vier Außenseiten eine vorhangfassade, teils aus Ziegeln und teils aus Schiefer / Eternit-Platten.

Bei der Sanierung des Hauses würde ich gerne versuchen eine möglichst gute Dämmung zu erreichen, um in Zukunft wenig Energie zu verbrauchen und über die KfW Zuschüsse zu bekommen. Die alte Fassade wird dazu entfernt und ich werde eine Einblasdämmung mit Hilfe von Doppelstegträgern, Holfaserplatten und Zellulose/Holzfaser umsetzen. Davor kommt dann eine hinterlüftete Vorhangfassade.

Das Dach wird neu gedeckt und erhält eine entsprechende Dämmung, Fenster und Türen werden komplett erneuert.

Nun zu meiner Frage. Ist es möglich mit einem solchen Gebäude einen Blower Door Test zu bestehen, ohne irgendwelche Folien (Dampfbremsen oder Dampfsperren) in dem Haus zu verbauen? Denn soetwas werde ich definitiv nicht einsetzen.

Um KfW 70 zu erreichen ist das bestehen eines Blower Door Tests obligatorisch, wie ich gelesen habe. Falls das illusorisch ist, würde ich wohl dennoch den geforderten Dämmstandard erfüllen wollen, aber auf den höheren Zuschuss im Vergleich zu kfW 85 verzichten.

Vielen Dank schon einmal für Eure Einschätzungen.

Viele Grüße

Benjamin
 
KFW 70 war uns zu kostenintensiv...

Unseren Altbau von 1910 haben wir mit Mitteln aus dem KFW Denkmal Programm saniert. Die Gemeinde hat uns die besonders erhaltenswerte Bausubstanz bescheinigt (klappt ohne irgendwelche Nachweise nach Gutdünken des BM oder Leiter Bauamt) und konnten uns dann über Förderungen freuen, ohne die hohen KFW Standards einhalten zu müssen. Da dann auch keinen Blowerdoortest.

Es muss dabei KEIN Denkmalschutz bestehen!

Bezüglich deines Blowerdoortests musst Du vermutlich an jeden Bauteilanschluss ran. Fenster / Türen, Fußpfetten und Dachanschlüsse usw., schon möglich aber wenn man das nicht selber kann schon Kostenintensiv.

Wenn Du auf Folien verzichten willst gibt es genug Werktstoffe, die trotz Luftdichtheit diffusionsoffen sind. Wir haben viel mit Stopfhanf "Dampfbremsbänder" an den Fenstern gearbeitet. Auch mit Spezialgeschichten von Pro Clima, da gibts intersante Sachen wie ne spritzbare Folie zum Bauteilanschluss Dampfbremse. Haben wir im Dachgeschoss verarbeitet. Top!
 
Blower Door

auch wir haben mit unserem Fachwerkhaus den Test gut bestanden. Es ist halt wichtig, ein gutes Dämmkonzept zu entwickeln. Eine Innendämmung mit entsprechendem Verputz ist diffusionsoffen und winddicht. Wie der Vorredner schrieb, ist die penible Verarbeitung das ausschlaggebende.
 
Vielend Dank

Vielen Dank schon einmal für Eure Antworten. Das ist ja schon einmal ermutigend. Da wir eh alle Bauteile neu machen müssen, werden wir bei der Abdichtung penibel arbeiten.

Vielleicht schaffen wir dann ja KfW 70 :)

Hat jemand von Euch eine KWL mit Wärmerückgewinnung verbaut? Wie sind hierbei Eure Erfahrungen? Verträgt sich das mit dem Fachwerk? Sollte ja eigentlich positiv sein oder (Stichwort Feuchteeintrag)?
 
Wir haben auf KWL verzichtet...

und setzten auf Fensterfalzlüfter mit dem althergebrachten Stoßlüften. In wie weit das ausreichend ist werden die kommenden Jahre zeigen.

Eine KWL war uns zu teuer mit der Aussicht auf Folgekosten durch den Warungsaufwand. Da öffnen wir lieber die Fenster.
 
Gelddruckmaschine und Bauschäden

Aus einem Fachwerkhaus können Sie kein Niedrigenergiehaus machen. Sie müssen sich vorstellen, dass hier althergebrachte Materialien mit komplett neuen Technik und den entsprechen Materialien kombiniert werden soll.

Rechnen Sie zu allererst einmal genau durch inwieweit sich eine Sanierung per KFW-Vorgaben rechnet. In den allermeisten Fall geben Sie ein Vielfaches von dem aus, was sie im Laufe der Jahre Miete einnehmen werden. Des Weiteren riskieren sie sehr teure Bauschäden, sobald das Sanierungskonzept mit der Bausubstanz nicht bis ins Kleinste abgestimmt ist oder die Fachfirmen nicht extra auf Fachwerkhäuser spezialisiert sind.

Falzlüftungen oder eine zentrale Lüftungsanlage sind völlig rausgeschmissenes Geld. Die Falzlüftungen sind komplett wirkungslos und die Lüftungsanlage muss jährlich gewartet werden, da sonst durch jedes Zimmer Schimmelsporen, Keime etc. geblasen werden. Eine Wartung der Lüftungsanlage kostet rund 300 €. Was ich allerdings lohnt, sind die Badlüfter, die Feuchtigkeitsgesteuert sind.

Denken Sie aber daran, dass sie ein altes Haus gekauft haben. Beispielsweise sind die Wände nie 100 % trocken, es gibt Wärmebrücken, und das Dämmkonzept ist immer nur ein Kompromiss etc.

Geld werden sie auf keinen Fall einsparen.. Es könnte sein, dass sie etwas an Wohnkomfort gewinnen, die Wartungskosten und gegebenenfalls die Instandsetzung durch entstehende Bauschäden überwiegend meist und das Raumklima bist deutlich schlechter.
 
Dezentrale Lüfter mit Wärmerückgewinnung

Es gibt ja auch dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung.

Inwieweit stellt eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für ein Fachwerkhaus ein Problem dar. Tendentiell dürfte die Luftfeuchtigkeit im Haus niedriger sein.

Ist das problematisch?
 
Oldtimer als Pendlerfahrzeug

Guten Abend Benjamin,

ungeeignet sind die zentralen Lüftungsanlagen nicht, jedoch wartungs- und kostenintensiv. Wie gesagt, wird aktuell ein KfW 70 Haus gebaut, sind alle Materialien von der Bodenplatte bis zum First aufeinander exakt abgestimmt.

Vergleichen Sie dagegen einmal Ihr Vorhaben mit der Idee, einen schönen Oldtimer zu einem autobahntauglichen Pendlerfahrzeug umzubauen. Klar werden Sie den Motor und die Bremsen tauschen, aber was ist mit dem Chassis? Das passt ja nun nicht mehr zu den Bremsen. ABS und ESP fehlen auch. Auch der Aufprallschutz muss verbessert werden. Eine Klimaanlage wäre auch schön, da tauscht man am besten auch die Elektrik. Sicherheitsglas muss auch her. Die Lampen sind viel zu dunkel...... Was bleibt am Ende vom Oldtimer übrig?

Genau vor diesen Entscheidungen stehen Sie nun auch. Also lassen Sie von einem fachwerk- nicht altbauerfahrenen Energieberater ein Konzept erarbeiten. Trauen Sie sich die Bauleitung nicht zu, leisten Sie sich einen Bauleiter, der schon Fachwerkhäuser energetisch saniert hat. Natürlich kann auch ein Architekt diese Leitung übernehmen. Wichtig ist eben nur, dass er Erfahrungen im Fachwerkbau hat. Schauen Sie sich auch Reverenzobjekte an und dann sanieren Sie Stück für Stück, wie es für Sie und Ihr Haus am besten ist und nicht, wie es DIN-Normen vorschreiben, Ihr Haus.

Ich denke, so werden Sie glücklicher werden, als wenn Sie Ihrem Besuch einmal stolz berichten können, dass Sie trotz Muffelgeruch und kalter Bude die aktuellen KfW-Standards einhalten und mindestens 50€ Heizkosten im Monat sparen (Achtung bitte mit einem Augenzwinkern lesen!).
 
Gebäude erhalten

Hallo Holger,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Ich ziehe jetzt für mich heraus, das es keine generellen Probleme verursacht, wenn man eine KWL mit Wärmerückgewinnung korrekt in ein Fachwerkhaus einbaut.

Ich verseht Ihre Sichtweise bezüglich der Verwendung von "modernen" Materialien im Fachwerkhaus. Teile sie jedoch nur bedingt. Es gibt Teilbereiche auf die dies zutrifft, andere aus meiner Sicht eher nicht.

Auch Holzfaserplatten, Einblasdämmung aus Zellulose oder Schaumglasschotter sind ja "moderne" Baumaterialien. Dennoch kommen sie bei der Sanierung von Fachwerkhäusern zum Einsatz. Laut unserer Architektin, die auf Fachwerkhäuser spezialisiert ist führt das nicht zu problemen, sofern die Materialien richtig angewendet werden.

Wir werden unser Haus Stück für Stück sanieren und dabei auch modernisieren. So werden wir auch die alten Kohle- und Ölöfen ersetzen durch eine Wärmepumpe, kombiniert mit einer Wandheizung.

Ich denke fast niemand hier im Forum wird die Häuser so bewohnen, wie sie ursprünglich einmal konzipiert und gebaut worden sind.

Die Frage ist halt, wie viel man verändert. Mein Anspruch ist es, das bestehende Gebäude zu erhalten und dabei so zu Modernisieren, dass die Substanz bewahrt wird.

Zu den Kosten: Hier gibt es Systeme, die man selbst warten kann und bei denen die Filter die man austauschen sollte (bei richtiger Bezugsquelle) ca. 10 € pro Jahr kosten. Den Strom für die Anlage werden wir hauptsächlich über unsere PV-Anlage herstellen. Daher sind die Betriebskosten vorraussichtlich nicht das Problem.

Sorry, dass ich jetzt so weit ausgeholt habe.

Da ich bis jetzt nichts anderes gehört habe hier im Forum halte ich bis hier fest:
a) das Bestehen eines Blower Dorr Tests mit einem alten Fachwerkhaus ist möglich, wenn auch mit einigem Aufwand verbunden.

b) Eine korrekt eingerichtete KWL mit Wärmerückgewinnung schadet der Substanz des Gebäudes nicht
 
Thema: Blower Door Fachwerk Haus -> KfW 70 Standard
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