Welches Material auf Lehmunterputz für die Aussenfassade?

Diskutiere Welches Material auf Lehmunterputz für die Aussenfassade? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo, beim alten Fachwerkhaus meiner Eltern bröckelt der Trasskalk immer wieder von den Lehmgefachen der Aussenfassade herunter. Ist Trasskalk...
K

Kalli

Beiträge
1
Hallo,
beim alten Fachwerkhaus meiner Eltern bröckelt der Trasskalk immer wieder von den Lehmgefachen der Aussenfassade herunter. Ist Trasskalk (Tubag) das geeignete Material? Wie kriege ich eine bessere Bindung hin?
Danke für Eure Antworten!
Grüße
Kalli
 
Re: Welches Material auf Lehmunterputz für die Aussenfassade?

Hallo Kalli,

naja, Trasskalkputz ist nicht unbedingt schlecht, eher unnötig. Ein reiner Kalkputz wäre die bessere Wahl.
Es kann aber mehrere, bzw. andere Gründe haben, wenn der Putz von den Gefachen "bröckelt".
Deshalb,
1. Frage: Aus was sind die Ausfachungen? Strohlehm auf Stakung und Flechtwerk, oder Lehmsteine?
2. Frage: Ist der Trasskalkputz neu, bzw. wurde er erst vor nicht allzu langer Zeit aufgezogen, hat also noch nie wirklich gehalten, oder ist der Putz schon relativ alt und das "Phänomen" tritt seit kurzem erst auf?
3. Frage: Wie ist die Schlagregenbelastung an den Stellen wo der Putz bröckelt?
4. Frage: Bröckelts nur an den Gefachränder, oder auch mitten in den Gefachen?

Am Besten wärs wenn du auch ein paar aussagefähige Bilder einstellen würdest.

Gruß,
KH
 
Welches Material auf Lehmunterputz für die Aussenfassade?

Hallo KH,
danke für Deine Antwort! Zu Deinen Fragen:
1. Der Unterputz ist aus Strohlehm
2. Nach ca. 1-2 Jahren fängt die Trasskalk- Aussenschicht an , Risse zu bekommen und herunterzubröckeln, oft als ganzes Gefach.
3. Es handelt sich um eine Giebelseite in NO-Richtung. Da SW-Winde vorherrschen, gibt es selten Starkregenbelastung darauf.
4. Zunächst bilden sich feine Risse in den Ecken; danach fallen aus den Ecken Dreiecke (Trasskalk) herunter; später das ganze Gefach.

Welches Material, das sich als Aussenputz eignet, könnte sich dauerhaft mit der Strohlehmschicht verbinden, sodass nicht immer nachgebessert werden müßte?

Ich versuche Fotos hochzuladen.
Viele Grüße
Kalli
 
Kalkputz

Hallo Kalli,

wenn sich der Putz schon nach 1-2 Jahren sogar von nicht regenbelasteten Ausfachungen löst und abfällt, wurde er von Anfang an falsch aufgezogen. Deiner Beschreibung nach wurde wohl auch kein Armierungsgewebe eingebettet und auch keine oder zu wenig Haare zur Armierung in den Putz untergemischt. Ich vermute dass auch die Gefachoberflächen zu glatt sind, als dass sich der Putz darin verkrallen könnte....???.... Für eine genauere Beurteilung wären halt ein paar Fotos aussagekräftiger.

Zu deiner Frage: "Welches Material, das sich als Aussenputz eignet, könnte sich dauerhaft mit der Strohlehmschicht verbinden, sodass nicht immer nachgebessert werden müßte?"
Es hat weniger mit der Art des Materials zu tun, als viel mehr mit der Art der Ausführung!
Auf einem Lehmuntergrund hält im Prinzip jeder Putz, auch wenn man auf Sichtfachwerk nicht jeden aufziehen sollte.
Das Wichtigste ist, dass sich der Putz im Untergrund gut verkrallen kann, also eine mechanische Verbindung hergestellt wird, die dauerhaft hält.
Dazu kratzt man bei mit Lehmsteinen gemauerten Ausfachungen die Fugen mind. 1 cm tief und idealerweise rechtwinklig (nicht v-förmig) aus, die Anschlussfugen zu den Balken mind. 2 cm tief. Zusätzlich sollte man die gesamte Gefachoberfläche möglichst viel aufrauen. Ich schneide einfach mit der Flex und Diamantscheibe noch zusätzliche "Fugen", sprich 1-2 cm tief Schlitze in die Lehmsteine und raue deren Oberfläche mit einem Edelstahlkratzer (kleines "Nagelbrett") so auf, dass die Stroh-/Holzfasern der Steine raus stehen.
Bei einem Strohlehmbewurf oder -unterputz kann man die Oberfläche gut anfeuchten und dann ebenfalls mit einem "Nagelbrett" aufrauen. Auch so dass möglichst viele Strohhalme vor stehen.
Die so vorbereiteten Oberflächen werden gut entstaubt und gut (!) vorgenässt. Darauf wird dann die erste Lage Kalkputz aufgezogen und der Putz dabei in die vorstehenden Halme und offenen Fugen "eingerieben". Wer will kann dazu auch einen Kalkhaftputz ( z. B. Hessler HP 14) verwenden. Der klebt zusätzlich noch besser an der Oberfläche. In diese Schicht bette ich immer ein "ganz normales" Armierungsgewebe ein, um Risse zu vermeiden.
In ganz extrem Situationen, oder wenn man 200% Sicherheit haben will, kann man statt dem Glasgewebe auch ein Edelstahlgitter einbetten, dass in der Ausfachung mit langen Edelstahlschrauben und -U-Scheiben verschraubt wird. Diese Variante ist zwar nicht ganz billig, aber spätestens dann fällt garantiert nie mehr was runter.
Als Putz verwende ich den Kalkhaftputz als erste Lage, als Decklage den Kalkleichtputz Hessler HP 9L.
Warum einen Leichtputz? Weil der elastischer ist und nicht ganz so hart wird wie "normaler" Kalkputz. Der kann mehr "Bewegungen" aushalten, bevor er Risse bekommt. Als Anstrich präferiere ich reine Silikatfarben, weil die dauerhafter als Kalkfarben sind und auch einfacher zu streichen sind.

Gruß,
KH
 
Wenn eine gute Ermittlung und Lösung des Problems gewünscht ist, kommt man um eine genaue Beschreibung der Situation nicht umhin.

Welches eindeutig bezeichnete Trasskalkprodukt ist den verwendet worden?

Der beschriebene Schaden deutet doch auf eine Kombination aus mangelhafter Materialeignung und Verarbeitung hin.

Vielfach ist der Randbereich und Übergang zum Fachwerkholz unzureichend hergestellt. Hier treffen dann Zwängung durch das jahreszeitlich bedingte Schwinden und Quellen des Holzes auf eine verminderte Putzstärke. Dieser Prozess setzt nach dem beschriebenen zeitlichen Intervall, sich mit dynamischem Spannungsaufbau über die gesamte Putzscheibe fort und führt zu Rissen bis hin zum kompletten Verlust.

Die hier voran empfohlenen alternativen Materialien und Aufbauten sind derartig ängstlich, was aus verkürzter Materialkenntnis und wenig Vertrauen in die tradierte und längstens bewährte Ausführungsart resultiert und ist jedenfalls so pauschaliert nicht empfehlenswert.


So was ist am Denkmal oft unangemessen
und führt natürlich nicht zum Superlativ sondern dürfte zumeist unsinnig sein.

Gerade ein hoher Kalkgehalt und die passende Sieblinie führen zu einem elastischen Putzmörtel mit hoher Haftkraft.

Der gute Verbund von Strohlehmausfachung und Kalkputzmörtel ist auskömmlich durch die beschriebenen Möglichkeiten des Aufrauen in Verbindung mit einer chemischen Verbindung beispielsweise durch Einarbeitung einer Kalkhaftschlämme gewährleistet und dürfte wenn situativ gut abgestimmt jeglichen Dispersionszusätzen deutlich überlegen sein.
 
@Mario

Naja, bei aller Sympathie und Kollegialität, du lehnst dich mit deiner Aussage ziemlich weit aus dem Fenster.
Was passiert wenn man eine Kalkhaftschlämme in die Lehmoberfläche einarbeitet und darauf den Kalkputz aufbaut, kannst du auf einem meiner Bilder (im Profil) sehen. Dieses Bild zeigt genau so eine, von Lehmbauprofis geschlämmte Oberfläche. Ich habe dieses Bild gewählt, weil man darauf deutlich sieht, wie schlecht ein Kalkputz auf so einer geschlämmten Fläche halten kann, wenn es nicht richtig gemacht wird. Das Gebäude hat 450 Gefache und wurde in 2008 nach den Vorgaben der Denkmalbehörde gem. den Johannesberger Arbeitsblätter (und so wie du es beschreibst) komplett saniert. Das Ergebnis ist, dass wir alle Putzflächen erneuern, weil schon nach 6 - 7 Jahren die ersten Putzscheiben auf die Straße fielen und sich immer wieder weitere lösen, oder zumindest teilweise abplatzen.
Dieses "Phänomen" habe ich schon mehrfach gesehen/erlebt und zum Teil auch "nachgebessert" oder komplett erneuert. Die Putzscheiben die ich in der von mir beschriebenen Weise herstellte, halten bis jetzt ALLE noch einwandfrei. Da frage ich mich schon, was für den Kunden/Hausbesitzer besser ist.
Ich will damit nicht sagen, dass die "althergebrachte" Methode nicht funktionieren würde!
Nur, dazu muss man ganz genau wissen wie es geht. Woran es offensichtlich sogar bei vielen Profis mangelt....
Mit den Denkmalämter hatte ich deswegen auch noch keine Probleme. Wenn ich denen erkläre warum ich das so mache, waren bisher alle damit einverstanden. (ist ja reversibel... ;-) ...)

Nix für ungut!
Gruß,
KH
 
Welches Material auf Lehmunterputz?

Lieber KH und Mario,
vielen Dank für Eure fachkundigen Ratschläge. Ich werde das so ausprobieren und melde mich wieder, wenn es weitere Probleme gibt.
Viele Grüße
Kalli
 
Thema: Welches Material auf Lehmunterputz für die Aussenfassade?
Zurück
Oben