Zelluloseflocken und Holzfaser

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Hallo,

ich habe alle scheinbar relevanten Forumsbeiträge die ich hier auf der Seite und anderswo zu dem Thema Innenwanddämmung mit Holzfaserplatten oder eingeblasener Zellulose gefunden habe gelesen. Ich hoffe das ich nichts offensichtliches übersehen habe.

Meine daraus gewonnene Erkenntnis zu Holzfaser ohne Wandheizung ist das geringe stärken tendenziell vorzuziehen sind (Aussagen reichen von 4-6 oder 5-10 cm) und dass das UdiReco System in dieser Klasse ein gutes System sein soll. Dementsprechend ist UdiReco 10 cm (das zweitdünnste in deren Angebot) in der engen Auswahl für mich.

Bei Zelluloseeinblasung sprechen Leute von Vorteilen bezüglich Feuchtigkeitsverhalten. Dem U-Wert-Berechnungsprogramm zufolge sind die Werte auch gut. Deshalb ist 10 (oder etwas weniger(?)) cm Zelluloseflocken die zweite Alternative.

Es handelt sich um ein
- FWH im Rhein-Main Gebiet;
- mit Sichtfachwerk von außen,
- ohne Wandheizung,
- freie Luftzirkulation innen und außen,
- Doppelverglasten Fenstern,
- "NF1200 Claytec" Lehmsteinen, 14cm Eichenbalken,
- Lehmputz als Ausgleich von Unebenheiten,
- einer Wetterseite die sehr beschädigt war und saniert wurde.

Laut U-Wert-Rechnerprogramm "Ubakus" hat die Holzfaserlösung den Vorteil der besseren Dämmung. Dies war meine ursprüngliche Präferenz. Allerdings zeigt die Seite für diese Lösung Taupunktprobleme an wenn ich eine Schicht (soll 4mm sein) des im System mit angebotenen und dampfbremsend wirkenden "UdiMultigrund" Mineralspachtels eingebe. Bei einer Stärke von 8mm sind die Werte im mittleren Bereich, aber die Zelluloselösung sieht deutlich besser aus. Dem Rechner zufolge sind aber "Vorteile von kapillaraktiven und sorptiven Baustoffen werden hier nicht berücksichtigt!"

Meine Frage ist ob mich die Ergebnisse beunruhigen sollen und ich lieber die Zelluloselösung wählen soll, oder ob nicht berücksichtigte positive Faktoren wie der verbaute Lehm bewirken das die Holzfaserlösung doch sicher ist.

Vielen Dank im Voraus!
 
Re: Zelluloseflocken und Holzfaser

Hallo Jan,

ich bin kein ausgebildeter Bauphysiker oder Energieberater, von daher kann ich nur mehr oder weniger grob/unvollständig erklären. Vielleicht liest jemand mit der/die es genauer kann.

Der Ubakus-Rechner berechnet nach dem Glaser-Verfahren. Das ist ein veraltetes, für eine optimale Berechnung einer Innendämmung eigentlich nicht geeignetes Verfahren, weil es einige maßgebende Werte nicht berücksichtigt, bzw. nicht mit verarbeiten kann. U. a. wird die kapillare Leitfähigkeit von Materialien und/oder die Dämmwertveränderung von Dämmstoffen bei Feuchtigkeitsbelastung nicht berücksichtigt.
Mehr dazu, siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Glaser-Verfahren
Das "Gute" am Ubakus-Rechner ist, dass er schlechtere Werte ausgibt, als sie in der Realität sind.
Von daher taugt er zur ersten Einschätzung eines geplanten Wandaufbaus auf jeden Fall. Man ist auf der sicheren Seite. Optimal ist sie aber eher nicht. Dazu gibt es andere Berechnungstools wie WUFI, COND, Delphin, die nach völlig anderen Methoden arbeiten.
Kurz gesagt, wenn sich die Ubakus-Werte im zulässigen Toleranzbereich befinden und man dämmt entsprechend, kann man zumindest keine bauphysikalischen Schäden anrichten.
Ich rate meinen Kunden immer, dass sie sich ihr Gebäude von einem erfahrenen, bafa-zugelassenen Energieberater berechnen lassen sollen. Nur dann wird das (Bau-)Ergebnis optimal.
Ein weiterer Vorteil ist, viele Energieberater machen die Heizlastberechnung bei der Gelegenheit gleich mit (die braucht man für eine neue Heizung sowieso). Meiner Erfahrung nach sind deren Berechnungen genauer auf den zukünftigen Bedarf berechnet als die (oft kostenlosen) vom Heizungslieferant oder -installateur.

Deine Frage:
"Meine Frage ist ob mich die Ergebnisse beunruhigen sollen und ich lieber die Zelluloselösung wählen soll, oder ob nicht berücksichtigte positive Faktoren wie der verbaute Lehm bewirken das die Holzfaserlösung doch sicher ist." kann man hier im Forum nicht beantworten.
Erstens hast du keine konkreten Daten/Zahlen geliefert, Zweitens, siehe oben.

Grundsätzlich kann man sagen, beide Materialien sind, was Kälte-, Hitze- und Schallschutz betrifft ziemlich gleichwertig (siehe entsprechende Produkt-Datenblätter), die Verarbeitung/Anwendung ist allerdings völlig verschieden.
HWF-/HFD-Platten werden an die Wand geklebt (und gedübelt) und anschließend verputzt, Zellulosefasern werden in Hohlräume eingeblasen. D. h., man muss vor einer zu dämmenden Fläche zuerst einen "Hohlraum" schaffen, sprich, z. B. vor eine Außenwand eine einseitig beplankte Trockenbauwand davor stellen, o. ä.. Was m. E. in den Details wesentlich aufwändiger ist (Dämmung der Fensterleibungen, "Umbauen" von vorstehenden Bauteilen, usw.). Von daher ist der Vergleich eher Äpfel mit Birnen verglichen.

Gruß,
KH
 
Danke für die Antwort!

Vielen Dank für die sehr detaillierte und hilfreiche Erläuterung! Das hat mir in der Einschätzung geholfen.
Da alles immer länger dauert als geplant ist noch nichts passiert. Ich habe aber beim Denkmalschutz doch die gewöhnlichen Holzfaserdämmplattenlösung beantragt (60 mm, verkleben und andübeln + Lehmputz).
Dabei vertraue ich einfach mal auf die Herstellerangaben von Claytec und anderen.
 
Thema: Zelluloseflocken und Holzfaser

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