Regen-Wassereintritt bei teilsanierter Fachwerkwand

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casimir

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detailbild-pfette-fotos-i22613_20221018143729.jpgHallo wertes Forum,
vor vier Jahren wurden an der SSW-Giebelwand unseres Fachwerkhauses die Ständer/Stiele im 1. OG sowie die darunter liegende Schwelle ausgetauscht. Verfügbar war seinerzeit relativ frisches Eichenholz. Die Ständer sind mit Winkeln am waagerechten Balken befestigt.
Die (20x20 cm) Schwelle war von Anfang an nicht gerade und weist inzwischen auch massive Trocknungsrisse auf. Zunehmend dringt Wasser vor allem an den Ständerfüßen ein, ggf. auch teilweise durch die waagerechten Spalten im Querbalken. Was kann/muss getan werden, um weiteren Schäden entgegenzuwirken?

Unter dem Balken liegt oberhalb des Mauerwerks eine Feuchtesperre (Dachpappe) und in den Spalt ist Kompriband eingebracht. Ob dort auch Wasser eindringt, ist nicht klar.

Vielen Dank im Voraus für hilfreiche Tipps.

Das erste Foto zeigt einen Überblick mit den neuralgischen Stellen. Weitere folgen
 
wassereintritt-teilsanierter-innenansicht-i22613_20221018144051.jpgRegen-Wassereintritt bei teilsanierter Fachwerkwand (Innenansicht)

Anbei ein Foto, das den obig gezeigten Bereich von innen zeigt.
Leider ist das Foto aufgrund des Gegenlichts alles andere als optimal.
 
wassereintritt-teilsanierter-innenansicht-i22613_20221018144337.jpgRegen-Wassereintritt bei teilsanierter Fachwerkwand (Innenansicht 2)

Und noch ein drittes
 
Danke

für die schönen Bilder. Normalerweise sieht man soetwas nicht, weil die Innenwand verkleidet ist.
 
Regen-Wassereintritt bei teilsanierter Fachwerkwand

Hallo Dietemann und alle anderen, immerhin gefallen ja schon einmal die Fotos.
Jetzt brauch ich nur noch guten Input :)
 
Wetterseite?

Ich vermute mal, dass die Reperatur des Fachwerks nicht ganz materialgerecht erfolgte. Wenn es sich um Kalkzement handelt, dann kann man die Balken vermutlich auch mit Silikon abdichten, das verursacht dann zukünftig auch nicht viel größere Schäden.

Ansonsten fällt mir nur Lehm (mit Ruß eingefärbt) ein, den man immer wieder nacharbeiten muss. Er wäre aber holzverträglicher und würde das eindringende Wasser auch wieder abgeben, den direkten Regen aber ablaufen lassen. Die Gefahr, dass die schwarze Farbe bis nach innen durchschlägt ist allerdings gegeben.

Die richtige Lösung wäre vermutlich eine Deckplatte oder Wasserschenkel um das Wasser von der Fassade abzuleiten. Auch Ausspänen wäre eine Lösung, diese müsste aber so erfolgen, dass das eindringende Wasser auch wieder nach außen ablaufen kann.

Wetterseiten waren nicht umsonst häufig verbrettert. Bei den vielen Fenstern ist eine Vollverbretterung wohl keine Option.
 
danke

für die ersten Ideen. Das deckt sich auch mit meinen Vorstellungen. Beim Einbau des Holzes wurde allerdings komplett ohne Zement gearbeitet.
Was ist von Histolith (für den Riss zumindest) plus ggf. Späne zu halten? Erfahrungen?
 
Die Füllungen

könnten Zement enthalten. Dann kann das dort eindringende Wasser nicht verdunsten und schädigt das Holz.
 
Mal ehrlich ...

mal ehrlich ... mein volles Beileid zu der Ausführung.
Die Sache fängt schon mit dem Verbauen von nassem Holz an. Mehr als 20% sollte es im Kern nicht haben und so entspannt und abgelagert sein, dass es nicht erst im verarbeiteten Zustand anfängt so massiv zu arbeiten.
Natürlich gab es auch wegen den zahlreichen Hochwasserschäden einen Mangel abgelagertes Holz zu bekommen, aber so schwer kann das einem Zimmermann, der regelmäßig Eiche einsetzt, nicht gefallen sein.
Über die Spielerei mit Winkelchen rede ich lieber auch nicht aber das ein Zimmermann das Holz so einsetzt, das entstehende Trocknungsrisse so verlaufen, dass sie Regenwasser in das Gebäude leiten, zeigt von brutaler Unkenntnis des Konstruktiven Holzschutzes.
Desweiteren sehe ich aus meiner Sicht den unbedingten Bedarf des Handwerkers hier, bevor ich eine solche Konstruktion auf einer Wetterseite überhaupt ausführe, den Bauherrn über die Gefahren gründlich aufzuklären.
Bedeutet für mich aber ich würde als erstes an das ausgeführte Gewerk eine Mängelanzeige mit der Aufforderung der Nachbesserung zustellen.
Ob diese Nachbesserung dauerhaft erfolgreich sein wird ist eine zweite Frage. Grundsätzlich würde ich hier eine andere konstruktive Lösung suchen bzw. die hier auch schon angesprochene äußere Verkleidung vornehmen.

ff ..viel Glück mit der Verbauung.
 
danke

an Alle, die geantwortet haben und ein schönes Wochenende.
 
Fatal

Die "Grundübel" hat Markus Mattonet schon beschrieben. Dem kann ich mich nur anschließen. Was du beschreibst und was auf den Fotos zu sehen ist, ist echt fatal. In sofern auch von mir herzliches Beileid.

Was noch zu nennen wäre, ist, dass es den Innenaufnahmen nach so aussieht als wären die Außen-Fensterbänke auch nicht fachgerecht gemacht. Anscheinend läuft das Regenwasser auch seitlich von den Blechen und dringt direkt in die Stoßfugen zwischen Riegel und Leibungsständer ein. Selbst wenn die Bänke nur ein paar cm tief sind, sie müssen eine seitliche Aufkantung haben, die bis vor die Leibung ragt und von oben auch dicht sein.
Davon abgesehen scheinen mir die Bänke auch nicht weit genug raus zu ragen, weswegen das vorne abtropfende Wasser direkt am darunter liegenden Riegel runter und in die oberste Gefachfuge läuft.
Kannst du bitte Fotos von den Fensterbänken (Draufsicht, Ecken) einstellen?

"Was ist von Histolith (für den Riss zumindest) plus ggf. Späne zu halten? Erfahrungen?"
Falls du die Sanopas-Holzrisspaste meinst, die wird in der Restauration oft verwendet. Langfristig härtet die allerdings auch aus und bröselt irgendwann aus den Rissen raus, weil das Holz nie aufhört zu "arbeiten". Wir haben gerade erst etliche lfdm Risse sauber gekratzt.....
Ich halte Ausspanen für die bessere Lösung, ist halt viiiiiel aufwändiger, hält aber dauerhaft.

Gruß,
KH
 
Fensterbänke außen

Hallo KH, vielen Dank für die ausführliche Einschätzung. Ich werde heute mal ein paar Detailfotos machen, bin am WE und gestern leider aufgrund zahlreicher anderer "Baustellen" nicht dazu gekommen.
Viele Grüße ins schöne Rheinhessen (war früher wegen des Weins beruflich öfter in Bodenheim)
 
fensterb-nke-au-en-interessierte-i22613_20221026152150.jpgFensterbänke außen

Hallo KH und andere Interessierte, hier ein paar Detailfotos der Fensterbänke.
 
Fensterbänke außen

Wäre es eine Option, einige Zentimeter oberhalb der gefährdeten Fugen je ein kleines Blech mit Wassernase anzubringen.
Wie müsste das aussehen, um zumindest diese Schwachstellen zu schützen?
 
Fensterbänke

Auf den Fotos sieht man dass die seitlichen Aufkantungen nur an den Balken mehr oder weniger anliegen. Auf dem dritten Foto ist die Aufkantung sogar schräg zum Balken hin gebogen, weil die Bank anscheinden zu kurz ist.
Bei Schlagregen kann an den Balken das Regenwasser runter und in die Fuge zwischen Aufkantung und Holz rein laufen. Wenn unter den Blechbänken keine zweite Abdichtungsebene ist (Abdichtungsklebebänder), läuft das Wasser seitlich in die Stoßfuge und unter den Fensterrahmen, sofern es vom Kompriband nicht aufgehalten wird.
Der Überstand der Bänke ist m. E. zu kurz. Spätestens bei Regen mit viel Wind, wird das von den Bänken laufende Wasser gegen die Wand geweht. Bei dem kurzen Überstand könnte es noch an den Riegel unter den Bänken geweht werden und von da aus in die Anschlussfuge /Holz/Ausfachung eindringen.
Die Ausfachungen unter den Fenster hätten keine Chance dieses Wasser zumindest teilweise aufzusaugen und zu puffern. Wenn dan noch in der obersten Fuge ein Riss ist, rinnt das Wasser an der Unterseite der Riegel u. U. bis ganz nach innen. Das könnte die breiten Wasserflecken auf der Innenseite der Wand verursachen (siehe Fotos der ersten Beiträge).

Die seitlichen Aufkantungen kann man abdichten, indem man direkt über dem Blechrand einen ca. 1,5 - 2 cm tiefen, schräg nach oben verlaufenden Schnitt in die Balken macht, in den man kleine Winkel aus Zinkblech einschiebt und mit einem Lötpunkt an der Aufkantung fixiert (zur Not tuts auch eine Edelstahl-Spenglerschraube mit Gummidichtung).
Dadurch dass der Schnitt in dem Balken schräg nach oben verläuft, kann auch da kein Wasser eindringen.

"Wäre es eine Option, einige Zentimeter oberhalb der gefährdeten Fugen je ein kleines Blech mit Wassernase anzubringen"
Das könntest du so machen wie gerade beschrieben (schräger Schnitt, Blechwinkel einschieben). Nur, schön ist was anderes.
Fachgerecht und fast unsichtbar wäre Ausspanen. D. h., in die offenen Stöße werden passend zugeschnittene, oder mit dem Bandschleifer geschliffene und einseitig (!) mit Leim bestrichene Holzkeile eingeschlagen. Die Keile sollten ca. 3 - 4 cm in die Fuge eindringen, der vorstehende Überstand, falls sie zu lang sind, wird nach der Erhärtung des Leims abschnitten und verschliffen.

Gruß,
KH
 
Ausspanen

Hallo KH,

ganz lieben Dank für die ausführliche Stellungnahme und die Tipps.

Dass eine Akut-Maßnahme ästhetisch nicht der Burner wird, ist nun auch bei mir angekommen :-(
Deine Erklärungen haben aber auf jeden Fall mein Verständnis der Lage deutlich verbessert. Ich werde mal mit dem Spengler im Ort sprechen, inwieweit mittels kleiner zusätzlicher Winkelbleche die neuralgischen Stellen (zumindest besser) geschützt werden können.

Zum Thema Ausspanen muss ich mich wohl mal schlau machen. Mit „offenen Stößen“ meintest Du dabei die Fugen zwischen (senkrechtem) Stiel und Balken? Dort sind die Fugen so klein, dass Auskeilen/Ausspanen aus meiner Sicht schwierig ist.
Die Beispiele, die ich hier im Forum sah, bezogen sich fast alle auf deutlich größere Lücken.

Der Trocknungsriss im Balken ist aufgrund seiner Form auch nur schwer mit passenden Holzstücken zu „flicken“.
Was würdest Du da empfehlen resp. selbst machen?

Viele Grüße aus dem nun doch herbstlichen Havelland
 
balken-leim-ausspanen-i12737_20221031235150.jpgRe: Ausspanen

"Mit „offenen Stößen“ meintest Du dabei die Fugen zwischen (senkrechtem) Stiel und Balken?"
Richtig, ganz korrekt ausgedrückt heißen die "Stoßfugen".

"Dort sind die Fugen so klein, dass Auskeilen/Ausspanen aus meiner Sicht schwierig ist."
Wenn Fugen zwar offen, aber zu eng sind um selbst einen sehr dünnen "Span" rein zu treiben, müssen sie etwas aufgeweitet werden.

"Der Trocknungsriss im Balken ist aufgrund seiner Form auch nur schwer mit passenden Holzstücken zu „flicken“. Was würdest Du da empfehlen resp. selbst machen?"
Wie unregelmäßige Schwund-/Trocknungsrisse an einem Balken von Profis "ausgespant" werden, sieht man auf dem Foto. Hier hat der Zimmerer der Einfachheit halber handelsübliche Keile aus Eiche benutzt (man verwendet immer das Holz aus dem die Balken sind).
Beim Einschlagen der "Späne" muss man durchaus auch mal etwas kräftiger klopfen. Die Späne sollen nicht nur vom Leim in der Fuge oder dem Riss gehalten werden, sie sollen von sich aus schon so fest sitzen, dass sie auch künftiges Quellen und Schrumpfen des Balkens mit machen, ohne dass gleich daneben wieder ein Riss auf geht. Der Leim dient nur noch zur zusätzlichen Sicherheit. Deshalb wird er auch nur einseitig auf den Span/Keil aufgetragen. Er soll nicht den Balken, bzw. einen Stoß "zusammen halten".
Zum Verleimen verwendet man am Besten einen leicht aufschäumenden PUR-Leim/-Kleber. Durch das Aufschäumen füllt er kleine Unebenheiten/Spalten zwischen Span und Balken.
Wenn der Leim ausgehärtet ist, werden die vorstehenden Späne balkenbündig abgeschnitten und die Reparaturstellen etwas verschliffen. So sieht man sie nach dem Anstrich nur noch bei genauem Hinsehen.

Gruß,
KH
 
dann mal ans Werk

Hallo KH,

danke für das Foto und die ergänzenden Details. Ich habe mal Eichen-Keile erworben und dann geht es fröhlich ans Werk.
Merci vielmals und einen schönen Tag
 
Thema: Regen-Wassereintritt bei teilsanierter Fachwerkwand

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