Alte Fliesen retten. Aber wie?

[Bibo1]

Liebe Community,

unverhofft haben wir in der Küche des alten Hofes, den wir gerade anfangen zu sanieren, alte Zement- bzw-Feinsteinzeugfliesen gefunden (Fabrikat: Rieff Bauer Merzig).
Wir müssen leider den alten Boden herausnehmen, um einen vernünftigen Bodenaufbau hinzubekommen, würden die Fliesen aber gerne retten und später wieder einbauen, oder jemandem geben, der sie verwenden kann.
Leider bekommen wir sie nicht beschädigungsfrei geborgen. Sie sind quasi ohne Fuge verlegt, was sehr gut aussieht, aber natürlich keine Möglichkeit bietet, die Fuge vor dem Ausbau aufzusägen. Auch bei sehr behutsamen Stemmversuchen platzt die Oberfläche an den Kanten bei sicher 80% der Fliesen auf.
Ich habe jetzt mehrerer Handwerker mit Erfahrung gefragt, ob man die Fliesen irgendwie retten kann - alle meinten, dass das ohne Fuge unmöglich ist. ??

Daher starte ich hier einen letzten Versuch - vielleicht kennt jemand hier einen Trick, wie man die Fliesen bergen könnte?

 

[Methusalem]

Nein

Nein da gibt es keine Tricks. Es sei denn du machst es komplett falsch. So anfangen dass 2 Seiten der nächsten Fliese frei liegen. Normalerweise ist das größte Problem unten drunter haftende Zementmörtel

 

[raimund]

Ohne Verluste geht es nicht ...

In unserem Hausflur wurden (behaupte ich mal von ferne) die exakt gleichen Zementfliesen eingebaut. (BJ. 1887 / 1888). Wir konnten die Fliesen halten und haben nur in einem Übergangsbereich mit Naturstein angeschlossen.
Bei den Nachbarn waren die Zementfliesen weitestgehend zerstört - man konnte den Aufbau gut sehen. Einige Fliesen waren locker. Die Fliesen sind ca. 2cm stark und liegen im Dickbett. (In Abstimmung mit dem Denkmalamt sind die Fliesen nicht herausgenommen worden. Stattdessen wurde auf einer Entkopplungsmatte d'rübergefliest..) Je nachdem wie mürbe oder starr der Mörtel ist, ist ein Ablösen durchaus möglich. Einige der Fliesen im Nachbarhaus waren lose. Man sollte seitlich an der Fuge zw. Mörtel und Untergrund ansetzen können. Dafür ist allerdings ein Anfang erforderlich, bei dem die ersten Fliesen zertört werden. Insgesamt ist das dann aber uach definitiv nichts für eine Hau-Ruck-Aktion und eine menge Arbeit und viel Zeit! Viel Spaß dabei!

 

[Ruhestand]

So wie von raimund beschrieben

ist mir das schon mehrfach gelungen.
Ein sehr dünner und breiter Flachmeißel vorausgesetzt und
eben nur, wenn Du in Der Fuge zwischen Dickbettmörtel und Untergrund ansetzt.
Versuche den Mörtel von der Platte zu lösen sind definitiv zum Scheitern verurteilt.

 

[BjoernKB]

Hat bei uns geklappt

Wir standen bei der Renovierung unserer Wohnung (Altbau von 1870, ehemalige Werkstatt mit Ladengeschäft) vor einer ähnlichen Herausforderung. Ein oder zwei Fliesen musste ich mit einem Bohrhammer zertrümmern und in kleinen Bröckchen entfernen, um einen Anfang zu schaffen. Den Rest konnte ich großteils heil vom darunterliegenden Estrich ablösen, indem ich die Fliesen wie oben von den anderen Foristen beschrieben mit einem dünnen und breiten Fließenmeißel vorsichtig abgestemmt habe.

Dazu noch zwei Erfahrungswerte: Händisch (Meißel und Hammer) ging es erstens deutlich bruchfreier aber langsam, der Bohrhammer war schneller, zerstörte aber mehr Fliesen. Zweitens brachen die Fliesen ziemlich sicher, wenn man den Meißel nicht relativ mittig an einer der Kanten ansetzte. Für die meisten hier ist das vielleicht selbstverständlich, ich schreibe es sicherheitshalber aber trotzdem.

Bevor ihr euch dafür entscheidet, die Zementfliesen wieder einzubauen, würde ich mir an eurer Stelle übrigens sehr genau überlegen, ob ich mir den entsprechenden Mehraufwand bei der Bodenpflege wirklich geben möchte. Zementfliesen sind überaus säureempfindlich und sollten regelmäßig neu versiegelt werden. Wir selbst haben dann lieber Keramikfliesen in ähnlicher Optik gelegt. Die Firma Zahna z.B. stellt in Deutschland qualitativ sehr hochwertige Fliesen nach historischen Vorbildern her.