Wie am besten verputzen?

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Wolf10

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verputzen-wasserglas-oberfl-che-i24519_20221214234327.jpgBin neu hier und bin "nur" Augenoptiker, baue allerdings gerne.
Zur Zeit baue ich ein Haus 50 Meter weg vom Atlantic mit seiner Gischt und der salzigen Luft, bei meist 100% Luftfeuchtigkeit (Tropen).
Siehe Bild...
Die Bewehrung liegt überall 4-5cm unter der Oberfläche vom Beton, das verwendete Holz hat ein Gewicht zwischen 950-1050kg pro Kubikmeter und ist zu ca. 98% Splintfrei. Jegliches Metall ist aus V4A und V2A (Schrauben, Gewindestangen, Muttern, U-Scheiben, Bleche). Die Wände sind zwischen den Betonsäulen in Ständerbauweise erstellt.
Sie sind mit lehmgetränkten Hobelspänen aus dem selben Holz gefüllt,- alles soll später so diffussionsoffen wie möglich sein.
Ich werde die Innen - und Außenwände bis zur Raumhöhe verputzen (gesamt 2 cm) ,- innen mit sandigem Lehm (Oberfläche wahrscheinlich später mit Wasserglas und Silikatfarbe verfestigt) und außen habe ich bis jetzt nur eine Idee, da mindestens der untere Teil vom Putz (Bild), manchmal von starkem Schlagregen bewittert wird. Auf die Latten, die zu sehen sind, würde ich 300-400 gr/m2 schweres Panzergewebe mit nicht rostenden Druckluftklammern befestigen (alle 25? cm 1 Klammer?) um dann Kalkputz aufzutragen. Die erste Schicht mit "Sand" aus einem Granitsteinbruch und darauf der Feinputz mit hier üblichem Flusssand. Danach wieder Wasserglas und Anstrich als äußerste "Haut".
Oder wie würdet Ihr das Verputzen machen? Eine einfachere und mindestens genauso gute Vorgehensweise würde mir natürlich besser gefallen.
Kunststoff beschichteten Kaninchendraht als Putzträger könnte ich hier einfach bekommen. Der kommt allerdings aus chinesischer Fertigung und dessen Beschichtung wird zudem beim festtackern beschädigt. Ich könnte mir vorstellen, dass die salzige Feuchtigkeit dann schnell zur Korrosion innerhalb vom Putz führt. .
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich in Afrika bin und nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand (mit Gefahr für Leib und Seele) überhaupt an Baustoffe, Geräte und Maschinen komme.
 
So gehts

Hallo nach Afrika,
du schreibst: "verputzen... - innen mit sandigem Lehm (Oberfläche wahrscheinlich später mit Wasserglas und Silikatfarbe verfestigt)"
Besser nicht! Magerer (sandiger) Lehm hat von sich aus eine sehr geringe Oberflächenfestigkeit (heißt -spannung,deshab sandet er). Wenn du da Wasserglas daruf streichst, wird die Oberfläche glashart, mit extrem hoher Oberflächenspannung. Das bewirkt, dass es mindestens zu Rissen, wahrscheinlich zu Abplatzungen kommt. Je nachdem wie tief das Wasserglas in den Putz eingezogen ist, werden die "Krater" dem entsprechend tief. Entweder solltest du den Lehmputz nur mit Öl verfestigen, oder gleich einen fetteren verwenden.
Wenn du den Putz selbst mischen willst, kannst du zur Ermittlung des passenden lehms Zweo einfache Tests machen: Als erstes die "Fallprobe": Nimm vom erdfeuchten Lehm eine handvoll, lese alle Steinchen und/oder besonders groben Sandkörner raus, stampfe, klopfe und knete den Lehm zu einer möglichst homogenen Masse (auch mit einem Stößel, Hammer, o. ä) und forme sie anschließend mit den Handflächen zu einer Kugel von ca. 5 - 6 cm Durchmesser. Die Kugel muss zum Schluss immer noch erdfeucht sein (heißt, evtl. zwischendurch die Handflächen etwas anfeuchten, weil die Haut die Feuchtigkeit entzieht).
Lasse die Kugel aus ca. 2 m Höhe auf einen festen, ebenen Untergrund (z. B. den Betonboden deiner Baustelle) fallen. Die Kugel wirklich nur, ohne Schwung fallen lassen.
Zerplatzt sie in "tausend" Teile oder zerbröselt regelrecht, ist der Lehm völlig ungeeignet zur Verarbeitung. Zerplatzt die Kugel gar nicht, ist der Lehm sehr fett. Man kann ihn gut verwenden, muss ihn aber für alle Anwendungen mit Zuschlagstoffen abmagern.
Im Idealfall sollte die Aufprallfläche einen Durchmesser von ca. 2 - 3 cm haben und höchstens in 2, 3 Teile zerplatzen.
Damit kann man den nächsten Test starten:
Um die passenden Mischung für einen Lehmputz zu ermitteln, macht man die "Keilprobe":
Schneide aus einer Leiste zwei ca. 30 - 50 cm lange (je länger umso genauer wird die Ermittlung) Keile von ca. 0,5 cm bis ca. 3 - 4 cm Höhe (je nachdem welchee max. Putzdicke gebraucht wird).
Schraube die beiden Keile im Abstand von ca. 8 -10 cm parallel nebeneinander auf ein ebenes Bett (z. B. ein Stück Sperrholz, o. ä.) und feuchte Bett und Keile gut an.
Rühre eine Probemischung in Putzkonsistenz an, Mischungsverhältnis Rohlehm/Sand notieren.
Ziehe die Mischung zwischen den Keilen auf das Brett auf, wie du die Wände verputzen würdest.
Warte bis der Lehmkeil "lederhart" ist (heißt, kaum noch plastisch), entferne die beiden Keile (evtl. mit einem Messer vom Lehmputz trennen, damit die Kanten nicht zu sehr zerbröseln), dass der Lehmkeil frei auf dem Bett liegt.
Lasse den Keil komplett durch trocknen, zur Trocknungsbeschleunigung durchaus in der prallen Sonne.
Je nachdem wie fett die Mischung ist, kann man schon während der Trocknung des Keils sehen wie nach und nach vom dicken Ende her Schwundrisse entstehen. Ab einer gewissen Dicke entstehen keine Risse mehr. Das ist die max. Dicke in der man den Putz auf die Wände aufziehen kann, ohne dass anschließend Risse entstehen.
Da eine manuell angerührte Mischung aus Roh-/Baulehm und Sand oft inhomogen verrührt ist, macht man zur Sicherheit von jeder Mischung mind. 3 - 5 solcher Tests, um einen "Durchschnittsswert" zu erhalten.
Ist die max. rissfreie Dicke zu dünn, ist die Mischung zu fett, es muss mehr Sand oder Strohhächsel, oder sonstige Fasern als Zuschlagstoff rein. Ist der Keil zu bröselig, ist die Mischung zu mager, es muss mehr Ton oder Lehm rein.
Falls man an frischen Kuhdung von Weiderindern kommen kann (kein Silagefutter), kann man den mit rein mischen. Der Dung erhöht die Klebrigkeit und Festigkeit immens und reduziert durch die Fasern im Dung die Schwundrisse.
Keine Angst, wenn der Lehm getrocknet ist, riecht man nichts mehr.

Als Außenputz ist ein reiner Kalkputz, ohne Zementanteil, empfehlenswert. Frisch in Nass kann man den Putz direkt nach dem Filzen/Glatten mit Kalkmilch (frescal) streichen. Den frischen Putz muss man mind. 2 -3 Tage feucht halten!!! Dazu evtl. Tücher davor hängen und diese permanent nass halten.
Zur Armierung des Kalkputzes kann man Rinderhaare oder auch Pflanzenfasern untermischen.
Zur Bewehrung würde ich bei dem genannten Klima auf keinen Fall (kunststoffbeschichteten) Stahl-/Eisendrahtgitter verwenden. Der Kalkputz ist hydrophhil. D. h., er nimmt Feuchtigkeit auf. Kommen mit der Luftfeuchtigekit auch noch Salze (vom Meerwasser) dazu, wird der Draht in kürzester zeit zu rosten beginnen. Selbst verzinkter Draht fängt recht bald an zu rosten. Wenn ein Darhtgewebe/-gitter, dann nur aus Edelstahl. Evlt. gibts bei euch in erreichbarer Nähe Volierendrahtgitter aus V4A (V2A ist auch nicht salzwasserbeständig) ....???...
Falls du kein Edelstahlgitter bekommen kannst, würde ich an deiner Stelle zunächst nur das "Panzergewebe" als Bewehrung verwenden. Selbst auf die Gefahr hin dass es evtl. nicht ausreicht. Das Gewebe kommt aber AUF die Unterputzschicht, nicht direkt auf den Untergrund tackern! Putzarmierung kommt immer in das vordere Drittel der gesamten Putzdicke! WEnn die "Latten" mindestens sägerau oder noch rauer sind und sogar dazwischen der Untergrund ebenfalls "Grip" hat, reicht das für die Anhaftung des Putzes. Auf Betonflächen macht man zuerst einen Zement-Sand-Vorspritz muss die Rauigkeit zu erhöhen. Zur Not tuts auch ein Kalk-Sand-Vorspritz. Wenn du an Cellulose (Tapetenkleister) ran kommst, kannst du davon ca. 1 - 2 Vol.-% dazu geben um die Haftfestigkeit zu erhöhen. Fliesenkleber mit der Zahntraufel auf den Beton aufgekämmt ergibt ebenfalls einen super Putz-Untergrund.

Gruß,
KH
 
silikatfarbe-sandlehm-richtige-i24519_2022121723333.jpgWow

Wow Karl-Heinz, vielen Dank für deine Antwort. Das ist ne ordentliche Packung.
Das muß ich erst mal sacken lassen und herausfinden, woher ich das richtige Rohmaterial bekomme. Den "Sandlehm", mit dem ich bislang versuchsweise verputzt habe ist wahrscheinlich nicht das richtige (Versuche nach deiner Anleitung stehen allerdings noch aus) . Es wäre sooo einfach gewesen ohne weitere Mischungsversuche.
Den Lehm den ich neben dem "Sandlehm" noch zur Verfügung habe ist voller Steine in allen Größen. Wenn ich die Steingrößen unterhalb 8 mm drin lasse (für den Unterputz) ist es immer noch ne heiden Arbeit all die anderen Steine heraus zu friemeln und sieben.
Wenn ich das richtig im Internet verstanden habe, besteht eine 2k Silikatfarbe aus einem Teil Kaliwasserglas. Wünschte ich mir eine mit dem Quast aufgetragene grobere, sandige Oberflächenstruktur der Innenwände, würde es dann nicht ausreichend sein (ohne vorher zusätzlich mein vorhandenes Kaliasserglas zu nutzen), eine Silikatfarbe auch zur Verfestigung der Wandoberflächen zu verwenden, ohne dass alles zu hart, spröde und rissig wird und evtl sogar etwas vom Putz abplatzt?
Vielleicht muss ich tatsächlich erst alles ausprobieren.
 
Lehm "entsteinen"

Hallo Wolf,

Lehm mit sehr vielen Steinen kann man ganz einfach, ohne viel Kraftaufwand/Anstrengung "entsteinen": Man nehme eine Regentonne (200ltr-Faß) o. ä. fülle es zur Hälfte bis 2/3 mit Wasser, "zertrümmere" den steinigen Lehm, sofern er feucht-klebrig oder steinhart ist zu "handlichen" Brocken, fülle die Brocken in die wassergefüllte Tonne. In der Tonne muss viel mehr Wasser als Lehm sein, damit das Ganze, wenn sich die Lehmbrocken aufgelöst haben, eine sehr dünnflüssige "Plörre" ergibt, rühre das Ganze drei, vier Tage nach dem Befüllen einmal gut durch und warte, warte, warte, tagelang, gerne auch wochenlang.
In der dünnflüssigen Brühe setzen sich die schwereren Steine mit der Zeit am Gefäßboden ab. Es entsteht eine mehr oder weniger exakte Schichtung: Die ganz großen/schweren Steine liegen zu unterst, die kleineren/leichteren schichten sich darauf. Wenn man alle paar Tage das Faß bewegt/erschüttert (z. B. von außen dran klopft), oder die Brühe im oberen Bereich etwas/vorsichtig umrührt, beschleunigt sich die Sedimentierung. Je länger man wartet umso feiner wird der Lehm in den oberen Schichten in dem Faß. Das schöne dabei ist, es geschieht ohne viel Zutun. Es braucht nur Zeit. Wie die Gesteinssedimentierung in der Natur/Geologie.

Eine Alternative zum alleinigen Sedimentieren ist, die gut durchgeweichte, dünnflüssige Lehm/Stein-Suppe über ein Sieb zu schütten und das was durch das Sieb durch läuft in einer Wanne aufzufangen. Den aufgefangenen, feinen Schlamm sich absetzen (sedimentieren) lassen.
In beiden Fällen wartet man bis sich der Lehm vollständig abgesetzt hat und nur noch klares Wasser drauf steht. Das schöpft oder saugt man vorsichtig ab.
Wer es bis dahin nicht verstanden hat, siehe hier:

Zumindest im oberen Bereich der "entwässerten" Masse hat man meistens einen recht fetten Lehm (weil der Tonanteil die kleinsten Teilchen im Gemenge ist, die sich zu oberst ablagern), den man dann mit trockenem Sand zur gewünschten Lehm-Sand-Mischung und Konsistenz anrühren kann.

"Wenn ich das richtig im Internet verstanden habe, besteht eine 2k Silikatfarbe aus einem Teil Kaliwasserglas."
Richtig. Eine reine Silikatfarbe besteht aus 2 Komponenten: Wasserglas als Bindemittel und Farbpigmenten.

"Wünschte ich mir eine mit dem Quast aufgetragene grobere, sandige Oberflächenstruktur der Innenwände, würde es dann nicht ausreichend sein (ohne vorher zusätzlich mein vorhandenes Kaliasserglas zu nutzen), eine Silikatfarbe auch zur Verfestigung der Wandoberflächen zu verwenden, ohne dass alles zu hart, spröde und rissig wird und evtl sogar etwas vom Putz abplatzt?"
Wenn du damit sagen willst, dass die fertige Wandoberfläche "grob/sandig" sein soll, musst du das in der Putzoberfläche so herstellen. Oder einen Streichputz auf eine glatte Putzoberfläche auftragen. Farbe ist nur ein paar 1/10tel mm dick. Damit kann man nicht "aufrauhen", nur, wenn es eine "Gefüllte" Farbe ist mehr oder weniger "glätten" indem die dickflüssige Farbe Löcher/Kratzer/Ritzen zu setzt.
Wasserglasfarben sind sehr dünnflüssig. Mit denen kann man eine Oberfläche fast nicht mehr verändern.
Verputze die Wände mit dem Lehmputz und verstreiche den Putz im noch nassen/plastischen Zustand mit dem Quast, oder einem grobe Besen, oder einem Reißigbündel, oder bündle Reißig fest zusammen, schneide ein Ende des Bündels gerade und "stippe" damit die Oberfläche, oder mit einem Nagelbrett, oder, oder, oder. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Lege einfach eine 1, 2, 3 m² große Probefläche an und spiele. Die Fläche kannst du ja ganz einfach wieder weg kratzen.

Wie gesagt: Silikatfarbe auf Lehmputz zu streichen ist "gefährlich", dann lieber Ölen (od. Ölfarbe) um die Oberfläche zu verfestigen.
Öl im Anmachwasser eines Lehmmörtels lässt in "hart wie Beton" werden (einfach mal einen Probewürfel herstellen.. ;-)...).

Gruß,
KH

PS. Ich habe in deinem Profil deine "Probleme" mit dem Bohren/Schrauben von Denya-Holz gelesen. Ein Tipp: Schlangenbohrer fördern die Bohrspäne besser als Spiralbohrer. Wenn die dünnen Schlangenbohrer abbrechen, zieht es die zu schnell ins Holz. Schneide das Schraubengewinde an der Spitze ab, dann ziehts die gar nicht mehr von selbst rein. Du musst dafür halt mehr/fester drücken.....
Ansonsten frage mal die immer hilfsbereiten Profi-Holzwürmer: https://www.woodworker.de/forum/forums/neuling-fragt-profi.17/
 
Thema: Wie am besten verputzen?
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