Innendämmung aus Leichtlehm und Holzweichfaserplatten?

Diskutiere Innendämmung aus Leichtlehm und Holzweichfaserplatten? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Es gilt die südgewandte Giebelaußenwand eines alten Fachwerkhauses von innen zu dämmen. Das Fachwerk selbst ist mit Klinkern ausgemauert, hat aber...
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Mokrates

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Es gilt die südgewandte Giebelaußenwand eines alten Fachwerkhauses von innen zu dämmen. Das Fachwerk selbst ist mit Klinkern ausgemauert, hat aber kleine Luftschlitze zwischen Eichenbalken und Mauerwerk.

Nun, da ich noch eine Menge Stroh, Lehm und Dachlatten herum liegen habe, ist mein Plan aus den Dachlatten Ständerwerk und verlorene Schalung zu errichten und in diese dann Stroh-Leichtlehm (400kg/m3) einzubringen.
Um jedoch auf einen EnEV-konformen U-Wert zu kommen, müsste die Leichtlehm-Schicht ganze 60cm stark werden, was gewiss unmöglich zu trocknen ist. Nach allem was ich lese, sind nur 15cm bis zu allenfalls 25cm Stärke realistisch.
Da es sich um eine sonnenbeschienene Südwand mit Luftzug durchs Fachwerk handelt, vor die eine Wandheizung kommt und wir ja auch erst Frühjahr haben, würde ich mich schon die ganzen 25cm, vielleicht sogar 30cm, an Stärke trauen wollen.

Damit bin ich aber laut Ubakus erst bei einem U-Wert von 0,375-0,444, bei welchem ich -von der EnEV mal abgesehen - Sorge hätte mit meiner Wandheizung zu viel nach draußen zu heizen.

Da ich aber ja durch das Ständerwerk dann nun auch eine plane Fläche innen habe, so dachte ich könnte ich doch auf diese auch noch zusätzlich 5-6cm starke Holzweichfaserplatten aufbringen, auf welche dann die Wandheizung und ein Lehmputz kämen. Dann wäre ich bei einem U-Wert von immerhin bis zu 0,248 und hätte ein gutes Gesamtgefühl.

Von euch würde ich nun aber gerne wissen ob es dazu begründete Bedenken gibt, auf die ich unter Umständen nicht komme. Täte ich vielleicht besser daran die Sonnenwärme nicht derartig auszusperren? Oder, verhindern die Holzweichfaserplatten vielleicht ein vorteilhaftes Trockenhalten der Bausubstanz durch die Wandheizung? Sind meine Bedenken des Zu-viel-nach-draußen-heizens bei nur Leichtlehm+Wandheizung vielleicht sogar unbegründet?
 
Strohlehm

der Strohlehm wird bei 400 kg pro raummeter aber niemals eine feste angelegenheit.
bei 400 kg würde das zeug kompostieren ,vermute ich mal. Aber das weiß Ubakus nicht..
also wäre mir der Wandaufbau hier zu kritisch.
Von Strohleichtlehm redet man ab 650 kg aufwärts .
mit Hanflehm kannst du auch auf 400 kg runter..
greets Flakes
 
Dann braucht's erst recht mehr, oder?

Vielen Dank für die Antwort, Flakes. Ich habe zum Glück kompetente Unterstützung in der Ausführung. Vielleicht wird es in der Praxis etwas mehr als die angedachten 400kg. Vielleicht klappt es aber auch, weil der Strohleichtlehm muss ja nichts tragen, nur verfüllen, und soweit ich weiß bindet weniger der Lehm als dass das Stroh ineinander "verhakt".

Wie dem auch sei, das Problem des nicht so tollen Dämmwerts bleibt und verschärft sich dann ja sogar noch. Denkst du es wäre eine gangbare Möglichkeit wie beschrieben noch Holzweichfaserplatten davor zu bauen?
Das ist meine große Frage, weil ich wider Erwartens nichts über diese Kombination finden konnte.
 
stroh..

ist halt n bissl schwierig in der handhabung..
wenn du dich darauf verlässt das sich die strohhalme ineinander verhaken usw..dann hast da dabei ausser acht gelassen das gerade bei Stroh der Schimmelpilz schon vom Feld mitgebracht wird ,am ertezeitpunkt ist der Halm schon mit Sporen versehen.. wenn man dem Pilz dann noch die Chance gibt sich zu Vermehren ,zb durch zu Leichte Strohlehmmischungen dann kann das schon ordentlich schiefgehen..
ich würde diese Bauweise auch nicht mit HWF kombinieren.
Du musst dich da wohl oder übel entscheiden entweder Enev konform oder Zweckmässig ,sprich,, ich hab noch Lehm und Stroh rumliegen und daraus baue ich ne wand.
und es gibt ja Baustoffe die sind deutlich Toleranter was das Verpilzen angeht..
gutes gelingen wünscht Flakes
 
Entweder oder also!

Danke, Flakes! Sagst du mir bitte noch ganz kurz (oder lang) warum du den Strohleichtlehm nicht mit Holzweichfaserplatten kombinieren würdest? Ist es, weil du da dann erst recht Feuchtigkeit und ein schimmelbegünstigendes Klima in der Wand befürchten würdest, oder gibt es noch andere Gründe?
 
Fachwerk, Lehm, Stroh und Schimmel

Wenn ich das richtig verstehe, sind die Luftschlitze zwischen den senkrechten Balken und dem Mauerwerk. Wenn dem so ist, ist das sogar gewollt, weil so die Balken sehr schnell nach einem Regenguss vollständig austrocknen können. So geht es den Balken sehr gut...

Zur Lehmwand:
Die Wand in der verlorenen Schalung sollte tatsächlich maximal 25cm stark sein. Um den Leichtlehm auf 400kg/m3 zu bringen brauchst du schon sehr mageren Lehm mit sehr sehr viel Stroh. "Normal" sind ab ca. 600kg/m3.
Zu den Bedenken:
an sich ist deine Idee sehr gut. Wenn du 6cm dicke Holzweichfaserplatte noch an die Wand anbringst und darauf die Wandheizung befestigst und du diese dann in mind. 3cm dicken Lehmputz einpackst heizt du so gut wie gar nicht nach draußen. Die befürchtete Feuchtigkeit ist überhaupt kein Problem, wenn du dem Lehm (sowohl die Wand als auch den "Klebelehm" für die Platten) viel Zeit zum Trocknen gibst. Dann bleibt das ganze Gefüge auch in Zukunft trocken...
Der Schimmel ist auch kein Problem. Es stimmt zwar, dass das Stroh Schimmel vom Feld mitbringt, aber bei sorgfältiger Verarbeitung des Lehms hat er keine Chance Fruchtköper auszubilden. Mit sorgfältig meine ich vor allem, dass der Lehm schnell trocknet. Auch wenn es warm ist musst du bei 25cm Wandstärke auf JEDEN FALL 24 Stunden am Tag für Querlüftung sorgen, zur Not mit Ventilatoren. Und das ganze, um auf Nummer sicher zu gehen, 2 Wochen lang. Wenn der Lehm einmal trocken ist, hat der Schimmel keine Chance...
Das vollständige Trocknen des Lehms ist das A und O.

Im Übrigen verhakelt sich nicht das Stroh...die Bindung im Stroh-Lehm Gemisch macht der Ton im Lehm und die Strohhalme halten sich am Ton fest....
 
Re: Fachwerk, Lehm, Stroh und Schimmel

@ Mokrates
Du schreibst: "...hat aber kleine Luftschlitze zwischen Eichenbalken und Mauerwerk..."
und "...eine sonnenbeschienene Südwand mit Luftzug durchs Fachwerk...."

Was heißt denn das konkret?
Sind das bewusst eingebaute Lüftungschlitze, oder meinst du damit nur die Risse in den Anschlussfugen zwischen Holz und Ausfachung?

@ Flakes
".....bei 400 kg würde das zeug kompostieren ,vermute ich mal."
Das nicht, wenn es schnell genug trocknen kann. Aber die kapillare Leitfähigkeit wird schlechter. Was sich später, wenn der Wandaufbau fertig ist, als nachteilig auswirken kann. Wenn durch die Luftschlitze auch viel Wasser rein kommt.....

@heiko (Fachkraft im Lehmbau)
Hallo Kollege, wenn du dich im Forum anmelden und Kontaktdaten hinterlegen würdest, könnte man dir auch eine PN schicken....
Du hast einen Schreibfehler in deinem letzten Beitrag: Es muss heißen "...brauchst du schon sehr FETTEN Lehm mit sehr sehr viel Stroh." Denn, je höher der Strohanteil umso fetter der Lehm.
Für Mitleser: Warum? Weil immer weniger Lehm immer mehr Strohhalme umhüllen muss, aber die vielen Halme im noch verkleben soll. Da aber nur der Tonanteil im Lehm verklebt, muss der eben umso höher sein.

"Im Übrigen verhakelt sich nicht das Stroh...die Bindung im Stroh-Lehm Gemisch macht der Ton im Lehm und die Strohhalme halten sich am Ton fest..."
Wo hast du denn das her?
Lege bitte mal lehmumhüllte Halme, der Einfachheit halber etwas festere, gerade Schilfhalme, geordnet über und nebeneinander und lasse den "Stapel" trocknen. Dann teste bitte die Haftfestigkeit indem du den "Stapel" auseinander ziehst. Mache das Ganze dann nochmal z. B. mit einer gängigen 600kg-Strohlehmmischung. Dann wirst du sehen dass sich das Stroh sehr wohl und nicht zu knapp in einander verhakelt. Wodurch die Zugfestigkeit der Mischung erheblich gesteigert wird.

@ Mokrates
Mein Rat: Laß die Strohlehm-Spielerei, verschließe die Lüftungsschlitze in den Ausfachungen, verputze das Fachwerk auf der Innenseite vollflächig, als Winddichtung, damit keine Kaltluft rein "blasen" kann, verklebe 60mm-HWF-Platten vollflächig auf die Wand und baue die Heizung drauf.
Das hat sich schon tausendfach bewährt. Warum soll es an deinem Giebel nicht funktionieren, vor allem da es Südseite ist. Da wäre sogar zu prüfen ob nicht eine 80mm-HWF-Platte machbar ist.

Nix für ungut.

Gruß,
KH
 
Fachsimpelei Lehm

Zitat Karl-Heinz:
"Du hast einen Schreibfehler in deinem letzten Beitrag: Es muss heißen "...brauchst du schon sehr FETTEN Lehm mit sehr sehr viel Stroh." Denn, je höher der Strohanteil umso fetter der Lehm.
Für Mitleser: Warum? Weil immer weniger Lehm immer mehr Strohhalme umhüllen muss, aber die vielen Halme im noch verkleben soll. Da aber nur der Tonanteil im Lehm verklebt, muss der eben umso höher sein."

Strohlem hat eine Rohdichte von 1200-1700 kg/m3.
Das ist aber kein Maß für die Zugfestigkeit des Materials. Die Zugfestigkeit ist abhängig davon, wie FETT oder MAGER der Lehm ist...(Stichwort Achterlings-Test).
Aber die Richtung der Denkweise ist schon mal ganz gut: je mehr Stroh du hast, desto mehr Lehmmasse brauchst du. Aber der Lehm muss deshalb nicht FETT sein...

Zitat Karl-Heinz:
"Lege bitte mal lehmumhüllte Halme, der Einfachheit halber etwas festere, gerade Schilfhalme, geordnet über und nebeneinander und lasse den "Stapel" trocknen. Dann teste bitte die Haftfestigkeit indem du den "Stapel" auseinander ziehst. Mache das Ganze dann nochmal z. B. mit einer gängigen 600kg-Strohlehmmischung. Dann wirst du sehen dass sich das Stroh sehr wohl und nicht zu knapp in einander verhakelt. Wodurch die Zugfestigkeit der Mischung erheblich gesteigert wird."

Nun, es ist wohl Beides.
Lege Stroh völlig durcheinander auf einen Tisch, drück es ein bisschen, wirf es hoch, verwirbel es wieder und wieder. Nun versuche, es auseinander zu ziehen...es wird dir gelingen. Wahrscheinlich hälst du auch ohne Anstrengung danach in jeder Hand ungefähr die Hälfte. Auf jeden Fall ist es extrem verformbar. Oder stell dieses Knäuel hin und drücke es nach vorne. Es wird keine stabile Wand dadurch entstehen.
Und ja, du hast recht: das Stroh erhöht die Zugfestigkeit. Das steht außer Frage...

ich hab mich jetzt hier angemeldet und bin jetzt erreichbar...

Gruß
Heiko (Fachkraft im Lehmbau)
 
leichtlehm-antworten-variante-i29181_20234289737.jpgJuhu, viele Antworten

Vielen Dank für all eure Antworten.

Hinsichtlich der Luftschlitze habe ich einmal eine kleine Fotocollage der Wand an diesen Beitrag angehängt. Da sie schon recht klein und unregelmäßig sind, vermute ich, dass sie nicht mit Absicht angelegt wurden. Aber sie sind zahlreich vorhanden!

Danke dir, Heiko, für deine sehr konstruktive Antwort! Das erleichtert mich sehr, dass zumindest du die Kombination von (gut durchgetrocknetem!) Leichtlehm und Holzweichfaserplatten nicht negativ siehst.

Bezüglich deines Vorschlags nur HWF-Platten zu verwenden, KH, bin ich zögerlich, weil ich denke mir bei Südseite und Wandheizung schon einen besseren U-Wert erlauben zu können als "nur" 0,565-0,730. Ich würde eben gerne auch Heizkosten sparen. Der Raumverlust ist an der Stelle nicht so schlimm. Warum würdest du Strohlehm denn als Spielerei abtun?

Es gäbe noch eine weitere Variante: Ich habe auch (dämmfertiges) Seegras rumliegen. Wenn ich das in die Holzkonstruktion stopfe, wäre ich sogar schon bei 20cm Dicke EnEV-konform. Wäre das dann vielleicht die beste Variante?

Ich selbst hatte (und habe) bei Leichtlehm einfach das beste Gefühl, weil ich Lehm einfach mag und dachte, dass ich das was ich an Dämmwirkung verliere an Wärmespeicherkapazität gewinne und da dann hoffentlich einen guten Kompromiss erreiche, der mit den HFW-Platten etwas mehr in RIchtung Dämmung verschoben wird.
Aber mein "Gefühl" ist nicht sonderlich versiert oder gut begründet, daher bin ich weiterhin auf mögliches Feedback von euch gespannt!
 
luftschlitze-dargestellt-einzelnes-i29181_202342891259.jpgPS:

Das Bild wird bei mir nur winzig dargestellt, daher hier nochmal ein einzelnes wo man die Luftschlitze besonders gut sieht.
 
Leichtlehm und HWF

Diese Kombination aus Lehm und Weichfaserplatte halte ich für sehr sinnvoll.
Und wenn du wegen der kleiner werdenden Raumgröße kein Problem hast dann würde ich die Wand mit verlorener Schalung auf jeden Fall einbauen. Dann ist dein Raum prima gedämmt und mit der Verbindung Wandheizung und Lehmputz drauf hast du dann auch eigentlich kein Problem mit dem Taupunkt. Alles ist diffusionsoffen und das entstehende Tauwasser holt sich der Lehm rein und transportiert es weg...

Die Schlitze:
Was denkst du, was du auf der Außenseite auf die Ziegel machst? Soll außen das Fachwerk sichtbar bleiben?
 
@Mokrates

Keine Ahnung warum du um jeden Preis EnEV konform dämmen willst.
Wenn du glaubst, dass bei der Halbierung des U-Wertes sich auch deine Energiekosten halbieren bist du gewaltig auf dem Holzweg.
Auch mein, Rat: lass die Strohlehm-Spielerei weg.
 
strohleichtlehm-veranschaulichung-gegenperspektive-i29181_2023428163837.jpgNicht um jeden Preis

Ich möchte nicht um jeden Preis EnEV-konform dämmen, aber ich habe noch keinen guten Grund gehört warum Strohleichtlehm nun "Spielerei" sein soll. Was ist denn eurer Ansicht nach das Problem damit? Das würde mich schon interessieren. Soweit ich das verstehe, ist das einzige Problem bei zu viel Dämmung, dass die Wand kälter wird, sich Tauwasser bildet und mir die Eichenbalken faulen könnten. Dem, meine ich, ist aber durch Sonnenseite und Wandheizung bereits Abhilfe getan. Also warum kein Strohleichtlehm, da ich ihn doch nun schon rumliegen habe? Irgendwas schlechter machen wird er doch wohl nicht, und selbst wenn sich meine Heizrechnung nicht halbiert so würde sie doch wohl trotzdem besser ausfallen für vergleichsweise wenig Geld und Aufwand. Evtl reduziere ich die Stärke der Leichtlehmschale doch auf 20cm, für eine bessere Trocknung. Aber warum ganz ohne besser sein soll, würde ich echt gerne verstehen.

Abermals danke für deine Gegenperspektive, Heiko, ohne die ich hier womöglich verzweifeln würde.

Die Außenseite ist bereits "gemacht" und kann, denke ich, erst einmal so bleiben. Es handelt sich um Sichtfachwerk, genau, und auf den Ziegeln ist Kalkputz soweit ich weiß. Zur Veranschaulichung hänge ich wieder ein Foto an.
 
Die Ritzen

Ich weiß auch nicht, warum es Spielerei sein soll…es ist durchaus üblich, dass bei solchen Fachwerkhäusern noch eine Innenschale zur besseren Dämmung gebaut wird.
Wenn diese Innenschale VOLLSTÄNDIG mit der Außenwand verbunden ist gibt es keine Probleme mit der Wand. Wie gesagt, die Innenschale muss sorgfältig errichtet werden, damit keine Kältebrücken entstehen. In der Gesamtheit der Einzelteile (Außenwand mit Ziegeln und Fachwerk, Innenschale, HWF-Platte und Lehmputz ist dann winddicht und diffusionsoffen. Da passiert nich mit Schimmel oder Fäule…
Noch 2 Bemerkungen: Innenschale EG-unbedingt verhindern, dass Feuchtigkeit nach oben kann –> Horizontalsperre und Havarieschutz für die Lehmkonstruktion
Innenschale ab 1.OG: Statik überprüfen. Auch Leichtlehm ist sauschwer!

Die Ritzen kannst du so lassen, sie erlauben es, dass eingedrungenes Regenwasser schnell wieder raus kann…
 
Strohlehm

Im Denkmalschutz wird diskutiert, ob die Wand sicher komplett durchtrocknen kann, da die Wand sowohl von Außen durch Regen als auch von Innen durch Kondenswasser feucht werden kann. Wenn die Wand nicht so dick isoliert ist scheint dies besser zu sein. Eine valide Annahme, die nur schwer genau definiert werden kann, da in jedem Haus die Verhältnisse anders sind. Bei mir ist nur noch das Sichtfachwerk auf der Südseite komplett. Dort gib es auch keine Probleme und das seit 400 Jahren oder so ähnlich. Ich habe mich deshalb die Platten mit 4 cm verwendet. Rein zur Sicherheit, da diese nachgewiesenermaßen funktioniert.

Im Dachgeschoss hatte ich bis zu fast 10 cm auszugleichen. Ich habe dazu Unterputz mit Langstroh verwendet, den ich über Nacht stehen lassen habe. Es hat zwar mehrere Wochen zum trocknen gebraucht und ich musste danch noch einmal ausgleichen bevor die HWP geklebt werden konnten. Das ganze is jetzt schon 5 Jahre in Verwendung und funktioniert gut.
 
innend-mmung-strohlehm-schimmel-i12737_2023428223716.jpgStrohlehm-Innendämmung 1

Warum ich eine Strohlehm-Innendämmung kritisch sehe, siehe Fotos.....
Die weißen Fäden sind ein Schimmel-Mycel
 
Um mal etwas ins Detail zu gehen:

@Mokrates
Schon die kleinen Bilder deiner Fotokollage zeigen, dass die Anschlussfugen der Ausfachungen sehr offen sind. Durch diese Risse kann ungehindert das "Außenklima" (um es mal gaaanz allgemein auszudrücken) bis hinter die Fachwerkwand eindringen.
D. h., zwischen Innenseite Fw-Wand und Außenseite Innendämmung kann es u. U. zu (extremen) Minusgraden kommen.
D. h., es wird garantiert im Laufe des Jahres, mindestens in der kalten Jahreszeit, zu Kondensatbildung/Tauwasserausfall kommen.
Die Frage ist, wo die Zone der Kondensatbildung im gesamten Wandaufbau liegt. Sie sollte möglichst weit außen liegen.
Je dicker, bzw. besser die Innendämmung ist, umso weiter innen liegt die Zone.
Umso länger dauerts bis die Feuchtigkeit aus der Wand raus trocknen kann.
Unterstützen, bzw. fördern kann man die Rücktrocknung durch die Verwendung von möglichst diffusionsoffenen, vor allem aber kapillar leitfähigen Bau- und Dämmstoffen.
Der Baustoff Lehm ist dazu optimal. Der Dämmstoff Stroh, bzw. Stroh-Leichtlehm eher weniger.
Strohhalme sind nur in Längsrichtung kapillar leitfähig. Durch Stroh als lockeres Haufwerk diffundiert die Feuchte eher gasförmig, als in flüssiger Form. Im Strohlehm ist es der Lehmanteil der die Feuchte kapillar leitet. Schaut man sich eine Strohlehm-Innenschale genauer an, sieht man das viele Hohlräume enthalten sind. Weshalb sie eben dämmt. Durch diese Hohlräume kann aber Feuchtigkeit nur gasförmig "wandern", sprich diffundieren.
Wenn man bedenkt, dass der kapillare Transport gegenüber der Diffusion um den Faktor 100 - 1000 höher ist, kann man nachvollziehen, warum die kapillare Leitfähigkeit so wichtig ist.
Holzweichfaserplatten sind kapillar leitfähig. Das ist der große Unterschied.

Das heißt aber nicht, dass man eine Fachwerkwand mit HWF-Platten "unendlich" dick dämmen kann um die neuesten EnEV- bzw. GEG-Grenzwerte erreichen/einhalten zu können.
Das wird definitiv nicht möglich sein. Eben weil dann die Tauwasserbelastung in der Wand so hoch wird, dass auch eine noch so gute kapillare Leitfähigkeit nicht mehr ausreicht um die Wand schnell genug trocknen zu lassen. Die Wand wird von innen heraus verrotten!
Erfahrungsgemäß kann man die meisten Fachwerkhäuser mit 6cm-Platten dämmen, manchmal auch nur mit 2- oder 4cm-, selten mit 8cm-Platten.
Auf jeden Fall ist es mehr als sinnvoll und gut angelegtes Geld, wenn man sich die Dämmung individuell für sein Fachwerkhaus berechnen lässt. Die örtlichen Gegebenheiten spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Gruß,
KH

PS: "Die Ritzen kannst du so lassen, sie erlauben es, dass eingedrungenes Regenwasser schnell wieder raus kann… "
@ snobord Sorry, wenn ich dich so hart angehe, aber das ist völliger Humbug! Denkst du vielleicht sogar dass das Wasser genau so wieder raus läuft, wie es rein gelaufen ist? Hast du schon mal gesehen wie Regenwasser im OG in solche Ritzen rein gelaufen ist und im EG Innen wieder raus kam? Ich schon.
Daher stammen die Fotos von oben.....
 
Kommt mir bekannt vor!

Vielen Dank auch für die Ausführung der Argumente gegen Strohleichtlehm. Das mit dem Grad der kapillaren Leitfähigkeit hatte ich so noch nicht bedacht. Sollte die gasförmige Diffusion aber nicht auch ganz gut funktionieren wenn eben nicht zu knapp Wärme sowohl von innen (Wandheizung) wie außen (Sonne) kommt?

Die Bilder mit dem Schimmel kommen mir in sofern bekannt vor, als dass wir bereits einige Stampflehmwände mit Stroh im Erdgeschoss errichtet haben, und die sind während des Trockenprozesses tatsächlich auch geschimmelt und sahen ganz ähnlich aus. Nach Abschluss der Trocknung war der Schimmelpilz aber hinüber und kam auch nicht wieder.

Mit dem Thema Strohleichtlehm bin ich jetzt noch nicht ganz durch, sondern muss gut überlegen. Z.B. ob ich den Lehmanteil dann nicht doch noch ein wenig erhöhe für die Kapillaraktivität, und auch über die letztendliche Dicke (in Büchern zu dem Thema wird irgendwie stets 15cm empfohlen).

Leider finde ich so wenig vergleichbare Daten zur Kapillaraktivität von Dämmstoffen. Gibt es Ihres Wissens nach noch Dämmstoffe mit höherer Kapillaraktivität als HWF-Platten? Vielleicht sogar eben Seegras, das auch als kapillaraktiv beschrieben wird und vorhanden ist, oder so etwas wie Hanf?
Wenn schon nicht EnEV-konform, so würde ich doch wirklich gerne zumindest auf oder unter einen U-Wert von 0,5 kommen, sonst heize ich den Raum doch lieber von innen als mit einer Wandheizung zur Hälfte den Garten.
15cm Strohleichtlehm und 6cm HWF-Platten würden dazu schon reichen, aber die Platten alleine nicht.

@Heiko: Spannend, dass du mir rätst unbedingt die Feuchtigkeitswanderung vom EG nach oben zu verhindern. Ich hatte die Sperre auch vor, aber eher weil ich dachte, dass das Wasser im Strohleichtlehm sonst nach unten in die Fassade läuft. Warum wäre es denn so schlimm wenn Wandfeuchte vom EG ins OG käme und dann dort abtrocknete (wo Sonne und Wandheizung dies unterstützten)?
 
Thema: Innendämmung aus Leichtlehm und Holzweichfaserplatten?

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