Nur Putz ausbessern oder dämmen? Unser 30er Jahre - Haus

Diskutiere Nur Putz ausbessern oder dämmen? Unser 30er Jahre - Haus im Forum Fußboden, Wand & Decke im Bereich - Jetzt möchte ich auch mal meine Frage loswerden.... In diesem Jahr steht bei uns die Fassadensanierung an, wir haben letztes Frühjahr ein...
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Sybille Hamsch

Guest
Jetzt möchte ich auch mal meine Frage loswerden....
In diesem Jahr steht bei uns die Fassadensanierung an, wir haben letztes Frühjahr ein "Würfelhaus " Baujahr 1938 gekauft. Der Putz ist in schlechtem Zustand, die Hausecken liegen fast frei. Um die Frage nach Dämmung oder nicht besser einschätzen zu können, wollten wir den Winter abwarten und prüfen, ob es im Haus behaglich und warm ist. Nun - warm bekommt man die Räume, aber manchmal habe ich auf dem SOfa sitzend das Gefühl, als ob es mir im Nacken zieht. Ich denke es ist nicht behaglich. Die Aussenwände im EG sind zweischaliges Zieglmauerwerk, 12cm mit Luftschicht innen, im OG einschalig Ziegel 24cm.
Also werden wir wohl dämmen müssen!
Das Problem: unter dem Traufkasten und um ein Fenster herum haben wir sehr schöne Klinker-Reihen, die durch die Dämmung verschwinden würden. Aber gerade das macht doch den Reiz des Hauses aus ! Kann mir jemand einen Rat geben oder eine Erfahrung berichten? Welche Möglichkeiten habe ich?
 
Hallo Sybille Hamsch,
für eine erschöpfende Antwort bin ich nicht der Richtige Fachmann. Trotz guter Beschreibung muß sich das wohl mal ein Spezialist (der nicht gleich mit Taschenrechner ums Haus geht) anschauen.
Ein Gedankenanstoß: Man kann ein Haus auch von innen dämmen.
Freundliche Grüße
DFr.
 
Außenputz ...

...mit oder ohne Dämmung, ist von mehreren Faktoren abhängig zu machen.
Einige haben Sie hier bereits selbst angesprochen (Fassadenzierelemente).
Bei Ihrer Erklärung hinsichtlich der Außenputzsituation würden wir aus unseren Erfahrungen heraus vorschlagen, diesen defekten Putz komplett zu entfernen und durch einen entsprechenden Neuputz zu ersetzen.
Zur Thematik der Zweischaligkeit Ihres Baukörpers betreffend, sollte man sich Gedanken einer eventuellen Hohlraumverfüllung machen.
Welche Systeme da u.U. einsetzbar wären, müßte man an Hand kongreter Untersuchungen an Ihrem Baukörper vornehmen.
Ein eingeblasenes Granulat zur Homogenisierung der Bausubstanz und Verbesserung der damit einhergehenden bauphysikalischen Verhältnisse, sollte präzise berechnet und ergründet werden.
Wir könnten uns vorstellen, ein Blähglasgranulat einblasen zu lassen.
Doch dies ist hier nur ein ganz vorsichtig definierter Vorschlag aus der Ferne.

Grüße Jens
 
Finger weg!

Hallo Sybille!

Was die Herstellung von Behaglichkeit mit einfachen und trotzdem effektiven Mitteln angeht, bin ich Fachmann, deshalb werden ich mich etwas ausführlicher äußern!

Sie haben ein Haus mit Top-Substanz gekauft, das ist recht sicher, wenn es wirklich Probleme geben würde, hatten Sie eine andere Beschreibung hinterlassen!

Lassen Sie Dämmaßnahmen allgemein, und die Verfüllung des Hohlraumes im speziellen!

Gern erkläre ich auch weshalb ich das schreibe:

Dämmaßnahmen erfordern immer Luftdichtheit, damit die in den Wohnräumen anfallende Luftfeuchte nicht in die Dämmung dringen kann um dort zu kondensieren.
Dämmen Sie von außen, ruinieren Sie nicht nur die Ansicht Ihrer Fassade, Sie sorgen auch dafür, daß Ihr Mauerwerk stetig feuchter wird.
Sie brauchen nur mal in den einschlägigen Foren in den Bauschadensecken nachsehen! Es sind immer die gedämmten oder auch neu mit leichten Materialien gebauten Häuser, die die meisten Schäden wie Schimmel aufweisen.
Selbst in gut gelüfteten Häusern ist es normal, daß zumindest an der Außenwand der Schimmel in der Dämmung steckt. Achten Sie mal auf die "Rauchspuren" über Bad und Küchenfenstern gedämmter Fassaden! Es sieht zum Teil aus als wenn es gebrannt hat! Aber ist nur der Gammel, entstanden durch das Dauerlüften mit dem Kippfenster!

Beim Verfüllen des Hohlraumes mit Glasgranulat, stoppen Sie sogar direkt in der Wand jeglichen Transport von Feuchtigkeit durch die Wand aus dem Haus! Sie koppeln Innen- und Außenmauerwerk thermisch voneinander ab.
Die äußere Wand wird im Winter kalt, die innere hoffentlich warm sein. Der Wasserdampf kondensiert, wenn Sie Glück haben auf der Innenseite der Außenwand, wenn Sie Pech haben schon auf der Außenseite der Innenwand.
In der Folge reichert sich die Feuchtigkeit an, in den Ecken mit viel Wand und wenig Luft wird es dann zuerst schwarz werden.


Mein Lösungsvorschlag:

Nehmen Sie als erstes den Putz ab, er kann nicht sonderlich wertvoll sein, dazu ist das Haus zu jung. Möglicherweise wurde mit ungewaschenem Kies gearbeitet, das enthaltene Salz ließ ihn dann abfallen.
Als nächstes lassen Sie Ihr Haus mit einem Luftkalkmörtel neu putzen. Der kostet fast nix (Kies + Kalk) und wenn sie mögen lassen Sie gleich beim Putzen einen freskal abbindenen Anstrich aufbringen.
Dabei werden auf den nassen Putz Pigmente gestrichen, dies ziehen in den Putz ein und binden mit Ihm ab.
Die Pigmente sind gemahlene Erden aus den verschiedensten Regionen der Erde, sie bleichen nicht aus und sind nach unseren Maßstäben ewig halbar, zumindest so lange der Putz hält.



Dann der Zweite Schritt, der ist noch wichtiger!

Sie schrieben, Sie hätten im Winter immer das Gefühl als ziehe es! Kenn ich auch, man sitzt mit untergezogenen Beinen im Sessel und friert.

Das sind die Auswirkungen von Luftheizung und kalten Wänden.

Kalte Wände sind immer unangenehm, auch wenn die Luft noch so warm ist. Denken Sie nur mal an Heiligabend in der Kirche.
Der Paster hat es gut gemeint und die Kirche geheizt. Es ist halbwegs auszuhalten, aber nur für diejenigen, die nicht in der Nähe der Wände sitzen! Die frieren sich den Hintern ab.
Selbst wenn es 30 Grad in der Kirche wären, an den kalten Wänden bleibt es immer huddelig!

Als Luftheizung werden alle Heizungsarten bezeichnet, die die Luft als Heizmedium benutzen. Die Luft wird erhitzt und durchströmt dann den Raum.
Bewegte Luft kühlt schon als solche (Motoradfahrer im Sommer!)
Hinzu kommt, daß es dann zu den Zugerscheinungen insbesondere in Bodennähe kommt. Wir haben dann oben in Deckennähe hohe Temperaturen, am Fußboden niedrige!
Je höher der Raum, desto höher ist das Temperaturgefälle.

Das ist das Zuggefühl was Sie verspürt haben.

Übrigens tritt auch bei Fußbodenheizung auch teilweise massive Konvektion auf! (weitere Nebenwirkungen können dicke Füße sein)

Ebenfalls Folge der Luftheizerei ist die hohe Staubbelastung der Atemluft, was im allgemeinen unter trockener Heizungsluft bekannt ist.
Denken Sie nur mal an die Feinstaubdiskussion des letzten Jahres. Und in Büros oder Kaufhäusern liegt die Belastung deutlich über den Grenzwerten für Innenstädte.

Letzter hier erläuterter Nachteil der Luftheizung ist die Geschichte mit den kalten Wänden! Die Luft soll die Wände wärmen. Warme Luft, kalte Wände. Nicht nur unbehaglich, sondern auch gefährlich. Dann, wenn das in den Wänden kondensierende Wasser durch die Dämmung nicht mehr aus dem Haus gelangen kann.
Erinnern Sie sich, die Ecken... viel Wand mit wenig Luft!
Dort schimmelt es dann zuerst.


Nun die Lösung:

Sie brauchen eine Strahlungsheizung!
Da gibt es dabei verschiedene Möglichkeiten, das Ergebnis ist das gleiche!
- Warme Wände, kühlere, ruhige und staubfreie Luft, gleichmäßiges Raumklima -
Da die Wände warm sind werden sie trocken sein (zumal sie außen noch einen sehr gut kapilar leitenden Kalkputz haben werden). Trockene Wände leiten schlechter die Wärme.

Hier kurz die wichtigsten Möglichkeiten Strahlungswärme ins Haus zu bekommen:

1. Ofen mit keramischer Oberfläche
2. direkte oder indirekte Wandheizung

Ofen ist klar, nur sollte die Oberfläche nicht zu heiß werden, da ansonsten unnötig Thermik(Konvektion) entsteht, die heiße Luft wieder unter der Decke steht und Ihre Füße kalt bleiben.

Direkte Wandheizung ist auch recht einfach!
Es werden mehr oder weniger viele Rohre auf der Außenwand und dann eingeputzt.
Der Aufwand ist meist recht hoch, die Heizung recht träge, im Dachausbau oder Leichbau wird es dann richtig schwierig.
Das Ergebnis ist aber einwandfrei.

Eine indirekte Wandheizung ist zum Beispiel die von mir so geliebte Heizleiste.
Heizleisten sind einzelne an den Außenwänden verlaufende Rohre, die mit Kleinkonvektoren besetzt sind.
Heizleisten als solche sind nicht die Heizelemente, sind nur Mittel zum Zweck: die Wärme aus dem Rohr mittels wandnaher Konvektion an die Wand zu bringen.

Für die Bewohner ist diese Konvektion wenn überhaupt, nur durch das Auflegen der Hand auf die Heizleiste spürbar.

Sind nun die Außenwände durch eine direkte oder auch indirekte Wandheizung warm - wärmer als die Luft - strahlen sie.
Sie geben Ihre Wärme an andere Körper im Raum ab, aber auch an die anderen Wände sowie an Fußboden und Decke.
Alle Hüllflächen sind annähernd gleich warm, wärmer als die Luft.
Um sich das angenehme Klima vorstellen zu können denken Sie an einen schönen windstillen sonnigen Märztag! Die Luft ist ruhig und kühl, die Sonne brutzelt einem angenehm auf den Pelz!
An solchen Tagen wird auf den Skipisten mit Badehose abgefahren.

Sie haben schon eine moderne Heizung und fragen sich, ob das wirklich sein muß?
Wenn Sie im Haus ein gleichmäßig warmes und gesundes Wohlfühlklima haben wollen, wird Ihnen nicht viel anderes übrigbleiben als auf irgendeine Weise ein Strahlungswärmeklima herzustellen. Dann bleiben auch Ihre Wände mit dem neuen Putz trocken und schön.

Sparen Sie sich das Geld für Dämmaßnahmen, und investieren Sie es in eine Strahlungswärmeheizung.



Ich empfehle Ihnen ausdrücklich die auch in diesem Forum erhältlichen Bücher von Eisenschink und Ringlstetter!


Mit den besten Grüßen von der Ostsee


der Ingo

Foto:

Mittelalterlicher Kemladen mit einem Luftkalk-Pinselputz und freskalem Anstrich
 
Großes Dankeschön

an alle, die mir Rat gegeben haben. Hat mich ein wichtiges Stück weitergebracht.
Allerdings muss der Familienrat entscheiden und die Gespräche sind zäh, da mein Mann ein Dämm-Fan ist....
Und er argumentiert mit unseren in letzter Zeit schwarz werdenden Raumecken oben.

Vielleicht melde ich mich demnächst noch mal, wenn wir die Grobrichtung klar haben.

Danke, Sybille
 
Wenn es nicht um Ihr Geld ginge...

... würde ich sagen, erst einmal dämmen lassen, warten bis es wieder schwarz wir, und dann noch mal neu machen.

Dämmung per se wärmt nicht. Sie müssen etwas gegen die kalten Stellen tun. Ich habe gerade mein Infrarotthermometer wiedergefunden und werde demnächst mal Bilder reinstellen.

Dannhabe ich gerade ein tolles Bild gemacht, es zeigt die Folgen von Dämmung außen und feuchtwarmer Luft innen.
Hier wird es demnächst auf der Fassade und auch innen schwarz werden.

Luftig bauen (nicht abkleben) und Strahlungsheizung!
Dann haben Sie gleichmäßig warme und trockene Wände!
 
Wie schon

oft gesagt halte ich es für gefährlich jeder Dämmung einen möglichen Bauschaden zu prophezeihen.

Auch möchte ich klarstellen das, Dämmmaßnahmen keine Luftdichtigkeit sondern eine Winddichtigkeit erforden. Vorraussetzung sind Dämmstoffe die Feuchtigkeit auf- und abgeben können.

Z.B kann eine Weichholzfaserplatte die in Lehmörtel geklebt wird die Oberflächentemperatur erhöhen ohne eine Bauschaden zu verursachen.

Viele Grüße Gerd
 
Thema: Nur Putz ausbessern oder dämmen? Unser 30er Jahre - Haus
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