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Sebastian343
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Hallo,
in einigen Beiträgen habe ich schon über den Hausschwammbefall der obersten Geschossdecke bei meinem Haus berichtet.
Kurz zum Haus:
- ehemalige Kaserne
- Bj. ca. 1870
- Backsteinsichtfassade (Handstrich, Reichsformat)
- Außenwände ca. 48cm
- Holzbalkendecke
- Reihenmittelhaus (freistehend zur Süd- und Nordseite)
- umfangreiches Gesims aus Biberschwänzen und deutschem Band
- zurückspringende Regenrinne
- Pappdach
Was wollen wir erreichen:
Wir möchten den ursprünglichen Bestand wiederherstellen und die Substanz erhalten bzw. wiederherstellen. Jedoch sind auch energetische Gesichtspunkte für uns wichtig.
Ökologische Baumaterialien finden wir gut, sperren uns aber auch nicht gegen Zement, Gipskarton usw. wo es Sinn macht.
Was haben wir bisher gemacht:
- Haus komplett entkernt (Fehlböden, zu DDR Zeiten eingebrachten Estrich usw.)
- Hausschwammsanierung der obersten Geschossdecke durch Fachfirma, begeleitet durch Holzschutzgutachter, Architekt und Statiker. Es wurden alle Balkenköpfe/Mauerlatten der obersten Decke entfernt und gelascht, inkl. chemischen Holzschutz. Das Mauerwerk wurde mit Bohrlochinjektion behandelt und geflutet
- Dachstuhl wurde erneuert (DDT belastet und starke Braunfäule -> Grund für den Hausschwamm aufgrund der zurückspringenden Regenrinne und undichten Mauerabdeckung aus Zink)
- Fugen der Außenfassade entfernt und durch Kalkzement erneuern lassen
- OG Decke freigelegt, Schüttung entsorgt und neuen Fehlboden mit geglühten Quarzsand eingebracht
Wo liegen denn jetzt unsere Probleme?
Wir haben uns einen entsprechenden Fachplaner (KFW Experte Baudenkmäler) gesucht, der eine ausführliche Bestandsaufnahme und ein Sanierungskonzept erstellt hat.
Als Bauherr bin ich jedoch sehr an Details usw. interessiert und habe selbst recherchiert (technisches Studium).
Oft habe ich das Gefühl, dass empfohlene Maßnahmen nur empfohlen werden, weil alle es machen und die Außendienstler ihre Produkte sehr gut anpreisen.
gerade folgende Punkte bereiten mir noch Bauchschmerzen
-Innendämmung soll mit Multipor und Wandheizung ausgeführt werden - Problem: gem. Quadriga ist bei diesem Material der temporäre Tauwasseranfall insbesondere nach der Montage relativ hoch, ich befürchte das evtl. verbliebendes Myzel wieder aufleben kann, insbesondere bei den Balkenköpfen, da hier nur ein halber Stein nach außen verbleibt. Multipor empfiehlt hier den Balkenkopf luftumspült mit Hanffilz umwickelt einzubauen. Zahlreiche Beiträge der Quadriga und WTA verweisen auf einen luftdichten ABschluss um Kondenswasser zu vermeiden
- Hydrophobierung
Es wird zu einer Hydrophobierung der Wetterseite (Südseite) geraten, gerade im Sockelbereich.
Beschäftigt man sich genauer mit der Thematik sind hier gerade die Details ausschlaggebend. Gerade im Sockelbereich kann die Feuchte so eingesperrt werden und es im Winter zu Abplatzungen aufgrund von Frost kommen.
Auch ist die Rücktrocknung durch die Sonne (gerade auf der Südseite) stark beeinträchtigt
- Einbau einer Horizontalsperre
eine Horizontalsperre soll sowohl im unterkellerten als auch nicht unterkellerten Bereich durch das Mauersägeverfahren hergestellt werden. Problem: Ich denke gerade im Keller kommt die Feuchte durch die ausgewaschenen Kalkfugen im Sockelbereich und vor allem durch das undichte Standrohr/Fallrohr. Zusätzlich wurden die Kellerfenster im Sommer ständig offen gelassen, was auch zu Kondenswasser führte.
Auch das Luftpolster zwischen Gewölbekeller und Holzdielung führte zu starken Kondensat.
Im nichtunterkellerten Bereich konnte ich über der Rollschicht eine Teerpappe finden, diese wird denke ich zumindest großteils noch intakt sein.
Zwar sind alle Holzdübel in der Wand von Braunfäule betroffen, das lag so denke ich aber vor allem an den schlechten Fugen der Rollschicht.
- Gewölbekeller
Wir haben einen Gewölbekeller ohne Stahlträger, sondern aus gemauerten Gewölbebögen zwischen den Kappen. Die Decke ist einen 1/2 Stein dick. Es war keine Auflast vorhanden, die Unterkonstruktion der Dielung war auf den Scheiteln mittels Ziegeln aufgelagert.
Hier wird der Aufbau mit einem Leichtbeton empfohlen.
Nach intensiver Recherche würde ich aber zu folgendem tendieren:
- säubern der Gewölbedecke (absaugen)
- Zementschlämme als Haftbrücke
- Estrichbeton bis OK Scheitel
- bituminöse Abdichtung bis OK Fußboden G200 S4
- EPS Dämmung 120mm
- Estrich mit FBH
Im nicht unterkellerten Bereich exisitiert eine gemauerte Bodenplatte aus Ziegeln, mit einer Abdeckung aus flüssigen Teer.
Diese würde ich gerne als Sauberkeitsschicht wieder nutzen, teilweise müssen zwar noch Abwasserleitung verlegt werden, die Stellen könnte man ja wieder mit Beton verschließen.
Anachließend auch hier eine G200 S4 bis OK Fußboden und analog dem unterkellerten Bereich.
Insgesamt sehr komplexe Themen, wo es denke ich keine pauschalen Lösungen gibt, sondern der Einzelfall und die Begleitumstände betrachtet werden müssen. Gerade hier wurde seitens unseres Architekten wenig Zeit mit der Bestandsaufnahme verbracht - sondern Patentrezepte empfohlen, nach dem Motto: haben wir gute Erfahrung mit.
Prinzipiell ist mir bewusst das der Architekt eine mängelfreie Planung insbesondere der Details schuldet.
Aber noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen und man kann nachsteuern.
Gibt es in der Region Mecklenburg Vorpommern - Nordvorpommern einen erfahrenen Planer, der besonders im Bereich Bautenschutz erfahren ist?
Ich hätte gerne zu den einzelnen Punkten eine zweite Meinung.
Die Thematik interessiert mich selbst so sehr, dass ich mich für ein Fernstudium (Master) im Bereich Bautenschutz angemeldet habe. Für meinen privaten Bau wird es mir zwar nichts mehr bringen, aber ich denke es handelt sich hier um eine Lücke, wo externer Sachverstand in Zukunft immer mehr gefragt sein wird.
Viel Text - aber ich hoffe dennoch über zahlreiche Beiträge
Gruß
Sebastian
in einigen Beiträgen habe ich schon über den Hausschwammbefall der obersten Geschossdecke bei meinem Haus berichtet.
Kurz zum Haus:
- ehemalige Kaserne
- Bj. ca. 1870
- Backsteinsichtfassade (Handstrich, Reichsformat)
- Außenwände ca. 48cm
- Holzbalkendecke
- Reihenmittelhaus (freistehend zur Süd- und Nordseite)
- umfangreiches Gesims aus Biberschwänzen und deutschem Band
- zurückspringende Regenrinne
- Pappdach
Was wollen wir erreichen:
Wir möchten den ursprünglichen Bestand wiederherstellen und die Substanz erhalten bzw. wiederherstellen. Jedoch sind auch energetische Gesichtspunkte für uns wichtig.
Ökologische Baumaterialien finden wir gut, sperren uns aber auch nicht gegen Zement, Gipskarton usw. wo es Sinn macht.
Was haben wir bisher gemacht:
- Haus komplett entkernt (Fehlböden, zu DDR Zeiten eingebrachten Estrich usw.)
- Hausschwammsanierung der obersten Geschossdecke durch Fachfirma, begeleitet durch Holzschutzgutachter, Architekt und Statiker. Es wurden alle Balkenköpfe/Mauerlatten der obersten Decke entfernt und gelascht, inkl. chemischen Holzschutz. Das Mauerwerk wurde mit Bohrlochinjektion behandelt und geflutet
- Dachstuhl wurde erneuert (DDT belastet und starke Braunfäule -> Grund für den Hausschwamm aufgrund der zurückspringenden Regenrinne und undichten Mauerabdeckung aus Zink)
- Fugen der Außenfassade entfernt und durch Kalkzement erneuern lassen
- OG Decke freigelegt, Schüttung entsorgt und neuen Fehlboden mit geglühten Quarzsand eingebracht
Wo liegen denn jetzt unsere Probleme?
Wir haben uns einen entsprechenden Fachplaner (KFW Experte Baudenkmäler) gesucht, der eine ausführliche Bestandsaufnahme und ein Sanierungskonzept erstellt hat.
Als Bauherr bin ich jedoch sehr an Details usw. interessiert und habe selbst recherchiert (technisches Studium).
Oft habe ich das Gefühl, dass empfohlene Maßnahmen nur empfohlen werden, weil alle es machen und die Außendienstler ihre Produkte sehr gut anpreisen.
gerade folgende Punkte bereiten mir noch Bauchschmerzen
-Innendämmung soll mit Multipor und Wandheizung ausgeführt werden - Problem: gem. Quadriga ist bei diesem Material der temporäre Tauwasseranfall insbesondere nach der Montage relativ hoch, ich befürchte das evtl. verbliebendes Myzel wieder aufleben kann, insbesondere bei den Balkenköpfen, da hier nur ein halber Stein nach außen verbleibt. Multipor empfiehlt hier den Balkenkopf luftumspült mit Hanffilz umwickelt einzubauen. Zahlreiche Beiträge der Quadriga und WTA verweisen auf einen luftdichten ABschluss um Kondenswasser zu vermeiden
- Hydrophobierung
Es wird zu einer Hydrophobierung der Wetterseite (Südseite) geraten, gerade im Sockelbereich.
Beschäftigt man sich genauer mit der Thematik sind hier gerade die Details ausschlaggebend. Gerade im Sockelbereich kann die Feuchte so eingesperrt werden und es im Winter zu Abplatzungen aufgrund von Frost kommen.
Auch ist die Rücktrocknung durch die Sonne (gerade auf der Südseite) stark beeinträchtigt
- Einbau einer Horizontalsperre
eine Horizontalsperre soll sowohl im unterkellerten als auch nicht unterkellerten Bereich durch das Mauersägeverfahren hergestellt werden. Problem: Ich denke gerade im Keller kommt die Feuchte durch die ausgewaschenen Kalkfugen im Sockelbereich und vor allem durch das undichte Standrohr/Fallrohr. Zusätzlich wurden die Kellerfenster im Sommer ständig offen gelassen, was auch zu Kondenswasser führte.
Auch das Luftpolster zwischen Gewölbekeller und Holzdielung führte zu starken Kondensat.
Im nichtunterkellerten Bereich konnte ich über der Rollschicht eine Teerpappe finden, diese wird denke ich zumindest großteils noch intakt sein.
Zwar sind alle Holzdübel in der Wand von Braunfäule betroffen, das lag so denke ich aber vor allem an den schlechten Fugen der Rollschicht.
- Gewölbekeller
Wir haben einen Gewölbekeller ohne Stahlträger, sondern aus gemauerten Gewölbebögen zwischen den Kappen. Die Decke ist einen 1/2 Stein dick. Es war keine Auflast vorhanden, die Unterkonstruktion der Dielung war auf den Scheiteln mittels Ziegeln aufgelagert.
Hier wird der Aufbau mit einem Leichtbeton empfohlen.
Nach intensiver Recherche würde ich aber zu folgendem tendieren:
- säubern der Gewölbedecke (absaugen)
- Zementschlämme als Haftbrücke
- Estrichbeton bis OK Scheitel
- bituminöse Abdichtung bis OK Fußboden G200 S4
- EPS Dämmung 120mm
- Estrich mit FBH
Im nicht unterkellerten Bereich exisitiert eine gemauerte Bodenplatte aus Ziegeln, mit einer Abdeckung aus flüssigen Teer.
Diese würde ich gerne als Sauberkeitsschicht wieder nutzen, teilweise müssen zwar noch Abwasserleitung verlegt werden, die Stellen könnte man ja wieder mit Beton verschließen.
Anachließend auch hier eine G200 S4 bis OK Fußboden und analog dem unterkellerten Bereich.
Insgesamt sehr komplexe Themen, wo es denke ich keine pauschalen Lösungen gibt, sondern der Einzelfall und die Begleitumstände betrachtet werden müssen. Gerade hier wurde seitens unseres Architekten wenig Zeit mit der Bestandsaufnahme verbracht - sondern Patentrezepte empfohlen, nach dem Motto: haben wir gute Erfahrung mit.
Prinzipiell ist mir bewusst das der Architekt eine mängelfreie Planung insbesondere der Details schuldet.
Aber noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen und man kann nachsteuern.
Gibt es in der Region Mecklenburg Vorpommern - Nordvorpommern einen erfahrenen Planer, der besonders im Bereich Bautenschutz erfahren ist?
Ich hätte gerne zu den einzelnen Punkten eine zweite Meinung.
Die Thematik interessiert mich selbst so sehr, dass ich mich für ein Fernstudium (Master) im Bereich Bautenschutz angemeldet habe. Für meinen privaten Bau wird es mir zwar nichts mehr bringen, aber ich denke es handelt sich hier um eine Lücke, wo externer Sachverstand in Zukunft immer mehr gefragt sein wird.
Viel Text - aber ich hoffe dennoch über zahlreiche Beiträge
Gruß
Sebastian