Brandschutzfarbe für Außenfachwerk
Hallo Michael und Heike !
Brandschutzfarbe für Holz und dann sogar noch für Außen - was soll denn das sein?!
Man könnte lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Es gibt meiner bescheidenen Kenntnis nach gegenwärtig keine(!) "Brandschutzfarbe" für Holz im Außenbereich, die eine bauaufsichtliche Zulassung hat. Diese Zulassung wäre jedoch notwendig, um überhaupt eine positive Bewertung im Antragsverfahren durch das Bauamt zu bekommen.
Da ihr B...amt so klug ist, "Brandschutzfarbe" für den Innenbereich zu kennen, verlangen Sie ruhig eine definitive Aussage zu dem vom Amt gemachtem Vorschlag.
Das wird lustig.
Nun mal sachlich.
Es gibt gegenwärtig auf dem Markt Anstrichsysteme mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung, die die Oberfläche von Holz hinsichtlich der Entflammbarkeit (insbesondere gegenüber Strahlungswärme und Konvektion) verändern.
Das normale Holz (egal ob Kiefer, Eiche ...) entflammt auch normal, d.h. bei Wärmezufuhr fängt es normal an zu brennen.
Bei der Brandschutzbeschichtung wird ein mehrlagiges Anstrichsystem aufgebracht. Das Material schäumt bei Wärme auf und hält an dieser Stelle die Wärme eine Zeit vom Holz fern. Das Holz entflammt dann nicht mehr wie normales Holz, es wird also ein schwerentflammbares Holz gemäß DIN 4102.
Mehr ist das nicht; brennen tut es immer noch gut noch.
Wegen dem "Arbeiten" von Holz bei unterschiedlicher Feuchtigkeit funktioniert dieses (relativ starre) Anstrichsystem selbstverständlich nicht im Außenbereich!!
Anmerkung:
Die historische Variante, Anstriche mit Borax oder auch mit Kalkfarbe, sind sicherlich gut gemeinte Versuche gewesen, die Entflammbarkeit von Holz (besonders während des Krieges) zu reduzieren. Es hat jedoch nur begrenzte Wirkung gezeigt.
Aber man erreicht z.B. durch Kalkanstrich (also Kalziumcarbonat) eine ordentliche Zerstörung des Holzes. Durch Aufnahme von Luftfeuchtigkeit verwandelt sich der Kalkanstrich in einen leichten Säureanstrich. Wenn Holz zerstört ist, sich nach vielen Jahren aufgelöst hat, kann es nicht mehr brennen. Was nicht da ist - brennt auch nicht.
Es gibt auch sogenannte "Brandschutzsachverständige" die tolle sogenannte "Gutachten nach ingenieurtechnischen Methoden" machen - aber wenn´s brennt, kriegen diese auch heiße Füße und das "Gutachten" verbrennt mit. Zudem muss die Behörde nicht jedes "Gutachten" anerkennen.
Das Problem der Wärmestrahlung auf die Fachwerkkonstruktion Ihres Hauses ist damit immer noch nicht gelöst.
Ihre Vorgänger haben versucht mit einem Putz die Entflammbarkeit zu verringern und den Feuerwiderstand des Bauteiles zu erhöhen.
In Abhängigkeit von der Putzstärke und der Art der Befestigung ergibt sich in Verbindung mit dem Holzbalken und der Wandausbildung auch ein bestimmter Feuerwiderstand der Wand.
Vielleicht ist durch die jetzige Bauweise diese Wand feuerhemmend (30 Minuten Widerstand gegen Feuer)oder besser
geworden. Darauf könnten Sie Ihre Argumentation sachlich weiter aufbauen.
(Sie werden leider kaum jemand finden, der Ihnen den erreichten Feuerwiderstand der Wand kostengünstig untersucht. Es gibt jedoch auch Tabellenwerke.)
Man könnte zur Verhinderung des Brandüberschlages auf Ihr Gebäude eine Brandwand zum Nachbargrundstück setzen. Damit wäre vielleicht auch das Ziel des B...amtes lösbar.
Vielleicht geht das bei Ihnen.
Ich würde jedoch vorschlagen, verschönern Sie die anderen Seiten Ihres Hauses und lassen sie die Ostseite baulich im Bestand. Sie könnten ja farbig das Fachwerk darstellen. Auch eine Bekleidung mit nichtbrennbaren, witterungsbeständigem Material wäre möglich.
Übrigens, Wärmestrahlung wirkt nicht nur auf Fachwerkbalken!
Schöne Brandschutzgrüße aus Havelberg, der Insel- und Domstadt im Grünen (
www.havelberg.de)
Ulli