Leinöfarbe Volldeklaration
Lieber Herr Böhme,
Sie fragen mich: "..., kann ich auf der Homepage von Leinölpro eine Volldeklaration Ihrer Produkte lesen? In der schönen eindeutigen Art wie bei Natural, Naturhaus, Livos..., wo unter dem Produkt alle Inhalsstoffe genannt sind?"
Ja, die Deklaration hatte ich in meinem Beitrag oben von unserer Homepage zitiert, hier nochmals: "Die Pigmente in weißen Farben sind Zinkweiß (wegen seiner pilzhemmenden Wirkung in all unseren Farbtönen enthalten) und Titandioxid. Andere Farben werden aus Metalloxiden und Erdfarben hergestellt. Je nach Pigment-Mischung enthalten sie 0,1 bis 0,4 % Trockenstoffe (Sikkativ). Unsere Farben enthalten und benötigen keine Lösemittel. [...] Keine unserer Farben enthält irgendwelche Zitrusdestillate (wie Orangenschalenöl), Füllstoffe (wie z.B. Talkum, Kreide, Kaolin oder Cellulose) oder Konservierungsstoffe." Zu finden ist diese Beschreibung auf der Startseite zu den Dosenfarben. Dort findet sich darüber hinaus ein Link zum Sicherheitsdatenblatt der Dosenfarben mit noch genaueren Hinweisen u.a. zu den Pigmenten, Trockenstoffen (samt CAS-Nummern) und Volumenverhältnissen.
Zum Grundieren bemerken Sie richtig: "Sicherlich dringt Leinöl etwas besser ein als Standöl, die Moleküle sind ja kleiner. Dafür härtet das Öl aber viel langsamer aus als Standöl oder Firnis." Meist ist aber genau dieses langsame Trocknen im Innern des Holzes der gewünschte Effekt. Weil rohes Leinöl im Inneren des Holzes langsamer trocknet, zieht es tiefer ein, schützt also besser.
Weiter schreiben Sie: "Ihre Propaganda kommt recht billig daher: Lösemittel = schlecht." In der Tat, sogar die industriefreundliche EU-Verwaltung handelte und senkt in der zum 1.7.2007 in Kraft getretenen Lösemittelverordnung die erlaubten Grenzwerte für Lösemittel in Farben und Lasuren schrittweise ab, die nächste Stufe tritt zum 1.1.2010 in Kraft.
Weiter schreiben Sie zu dieser Thematik: "Die Lösemittel in Naturfarben sind, wie alle anderen Inhaltsstoffe, reine Naturprodukte (bis auf die Trockenstoffe, die auch Sie verwenden)." Auch Naturprodukte können gesundheitsschädlich sein, nicht wahr?
Zu Lösemitteln schreiben Sie außerdem: "Mehrfach destilliertes Terpentin oder Orangenschalenöl produziert weitaus weniger Probleme, als der Merlot am Abend."
Bei Wikipedia heißt es dazu schlicht: "Terpentin ist gesundheitsschädlich und umweltgefährdend."
Beim unabhängigen Labordienstleister enius (
http://www.enius.de/schadstoffe/terpentinoel.html) steht es genauer:
"Gesundheitsgefährdung:
Gefahr der Hautresorption
Gefahr der Sensibilisierung
Gesundheitsschädlich beim Einatmen, Verschlucken und Berührung mit der Haut.
Kann Allergien der Haut hervorrufen.
Kann die Atemwege, Verdauungswege und Augen reizen: z.B. Brennen, Kratzen
Kann die Haut reizen: z.B. Brennen, Jucken
Kann zu Rauschzustand führen
Schädigung der Lunge möglich.
Schädigung der Nieren möglich.
Schwindel, Kopfschmerzen, Benommenheit bis zur Bewusstlosigkeit oder andere Hirnfunktionsstörungen können auftreten."
Im übrigen führen auch wir einige wenige Leinölfarben mit sehr geringen Terpentinanteilen. Wir empfehlen sie aber nur für Anwendungen, bei denen es gar nicht anders geht. Sie sind sehr selten und werden von uns nicht propagiert.
Orangenschalenöl (und andere Zitrusdestillate) können allergisierend wirken. Forschen Sie selbst, z.B. in Medizinforen!
Sie schließen mit: "Wir verwenden diese Produkte täglich, ohne Probleme. Für den gelegentlichen Anwender ist diese Diskussion völlig irrelevant."
Wie beim Merlot kommt es auf den Anwender und die Dosis an: Der eine verträgt mehr, der andere weniger. Die Leser sollten entscheiden, ob sie diese Diskussion weiterbringt. Ich möchte mich jedenfalls gerne weiterhin an einer zielgerichteten Fachdiskussion ohne Polemik beteiligen.
Mit bunten Grüßen,
Peter Meyer