Re: Offene Lehmoberflächen
Absolut erhaltenswert!!! Wenn alle Deckengefache im gleichen Zustand sind wie das auf dem Foto lohnt es sich m. E. auf jeden Fall sie vorsichtig zu überarbeiten und zu "zeigen"!
Zu deinen Fragen:
"1. Ist es zu empfehlen das ich sie mit z.B. Kaseingrundierung oder einer Alternative dazu behandele um sie widerstandsfähiger zu machen oder ist es auch so "erst mal" in Ordnung? "
Ich verfestige die Oberflächen solcher Gefache gerne mit einer Kaseingrundierung, damit sie a) nicht mehr bröseln/sanden. und b) man auch mal z. B. mit dem Handfeger drüber fahren kann um Spinnweben, o. ä. weg zu fegen. Zur Verfestigung eignen sich auch Tapetenkleister, Bier, Zuckerwasser und Leinöl.
Geölte Flächen werden aber dunkler, sehen aus als wären sie feucht. Es dauert sehr lange, u. U. mehrere Jahre, bis sie wieder hell sind.
Die Grundierung wird erst gestrichen wenn die Flächen vollständig überarbeitet sind, quasi als "Schlussanstrich". Wasserglas eignet sich nicht, da die Oberfläche zu spröde wird und zu Abplatzungen neigt.
"2. An der Decke haben die Lehmflächen eine ganz grobe Oberfläche mit einer groben sichtbaren Strohstruktur (und Riefen eines Kammes). Ist es möglich das ich an Stellen die ich ausbessern muss dieses Aussehen imitiere?"
Ja, natürlich. Es wird nicht "imitiert", es wird repariert.
Der Originalität wegen verwendet man idealerweise das gleiche Material. D. h., man sammelt das Material das bei der Reparatur von defekten Stellen anfällt, ohne es mit anderem Dreck/Schutt zu vermischen und verwendet es wieder.
Vorgehensweise: Um das bei der Bearbeitung herunter fallende Material "sortenrein" zu halten, vor Beginn der Arbeiten den Fußboden sauber fegen und/oder evtl. eine Plane auslegen.
Dann alle losen Teile am/im Strohlehm entfernen.
Dabei auch evtl. vorhandene Risse im Strohlehm und die Anschlussfugen zu den Balken öffnen und loses Material heraus holen.
Das dabei angefallene Material zusammen fegen, separat einsammeln und sichern.
Jetzt werden die Balken überarbeitet und geölt. So lange die Anschlussfugen noch offen sind, ist es einfacher die Balken "um die Ecke herum" bis ins Gefache hinein zu ölen, ohne dass sich der Lehm mit Öl voll saugt.
Wenn das Öl getrocknet ist, kann man die Balkenränder abkleben.
Dann werden die Fehlstellen, Risse und Anschlussfugen mit dem zuvor aufgefangenen Original-Material gefüllt, verpresst und an die Ränder an modelliert. Dabei kann man auch die Kämmung wieder herstellen/ nach modellieren.
Reicht das Original-Material nicht, kann man tiefere Löcher und Spalten zunächst mit (neuem) Lehm-Unterputz weitestgehend auffüllen. Diese Schicht(en) sollten komplett trocknen, um Durchmischung mit, bzw. Verfärbung des Original-Materials zu vermeiden. Das Original-Material wird dann zum Schluss nur noch als Deckschicht drüber gezogen, eben damit in der Oberfläche keine Farbunterschiede entstehen.
Damit die Strohlehm-Flächen einigermaßen "pflegeleicht" werden, kann man sie vor der Kaseingrundierung zunächst anfeuchten (u. U. mehrfach) damit die Strohhalme weich werden und die Halme mit einem kurzhaarigen Pinsel oder einer Tapeziererbürste in die angeweichte Lehm-Oberfläche "bügeln". Ist der Strohanteil an der Oberfläche zu groß, dass sich nicht alle Halme flach umlegen lassen, kann man sie auch einfach vorsichtig abflämmen. (bitte ohne die Hütte abzufackeln!!! .... ;-) ....)
Liegt das Stroh überall flach an, lässt man die Fläche mind. über Nacht trocknen und kann sie dann nochmal abbürsten um den Lehm-Schleier von den oben auf liegenden, dann goldgelb glänzenden Strohhalmen zu "polieren".
Zum Schluss wird die Kaseingrundierung gestrichen um die Flächen zu fixieren und die Abriebfestigkeit noch etwas zu erhöhen. Die Kaseingrundierung sollte nicht zu fett eingestellt sein, damit die Flächen nachher nicht unnatürlich glänzen.
Gruß,
KH