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Liebe Fachwerk-Community,
für die Planung der Sanierung eines 1727 erbauten Gebäudes bezahle ich eine erfahrene Baumeister/in, die/der Teil dieser Community ist. Selbstverständlich werde ich die Person nicht namentlich nennen und würde auch alle erfahrenen Forenteilnehmer eindringlich bitten keinen persönlichen Bezug herzustellen.
Wie bei (fast) allen Detailfragen kann man 5 Leute fragen und 6 Antworten erhalten, bei dem folgenden Bodenaufbau erhielt ich leider nur eine: Mach das nicht!
Bei den befragten Personen handelte es sich um zwei Baumeister, einen Tischler, einen Architekten und einen Bauunternehmer. Auch ich selbst bin von Anfang an skeptisch – aber eher Bauchgefühl.
Da sich in diesem Forum eine Menge Profis unterhalten, vor allem Profis, die mit oft ihr halbes Leben mit Altbauten zu tun haben, erlaube ich mir die Fachmeinung (die ich sehr hochhalte!) meines Planers in diesem Punkt zu hinterfragen, weil ich leider nicht mehr weiter weiß.
Folgendes wurde geplant:
- Rohboden aus Erde/gewachsenem Kalkstein
- 5-10 cm nivellierte Sauberkeitsschicht aus Beton
- Geovlies (zum Schutz der EPDM-Folie)
- 1 mm EPDM - seitlich ca. 30-50 cm hochgezogen
- 2x 6/12 KVH schwimmende Balkenlage ausgeblasen mit
- Zellulose (etwas überhöht eingeblasen)
- Dampfbremse
- 20 mm Vollholzboden (Eiche) geölt (verschraubt)
Es geht um einen Bereich von 50 m² der mit Wandheizung, die auf 6 cm Holzweichfaserplatten mit 3 cm Kalkputz eingeputzt wird. Die 65 cm starken Wände aus Mischmauerwerk (hoher Anteil Vollziegel und Kalkmörtel) stehen auf einem Streifenfundament (Bachsteine, Mörtel und Undefinierbares).
Das eine notwendige DN 110 Abflussrohr wird unter bzw. teilweise in der Sauberkeitsschicht verlegt. Alle anderen Installationen werden auf der EPDM-Folie vorgenommen.
Um eine Hanglage handelt es sich nicht. Auch drückende Feuchtigkeit ist nicht zu erwarten. Der Boden ist insgesamt eher trocken bzw. Fels. Bis dato war nur ungedämmter Beton in dem Bereich, in einem Raum waren 2 cm Styropor und PE-Folie im Boden auf Bitumen, der beim Ausbau komplett zerbröselte. In einem Raum war eine der Estrichschichten wohl mit Teer versetzt oder jedenfalls sehr dunkel, dort war sonst keine Feuchtigkeitssperre verbaut. Allerdings war der Bodenbelag Linoleum.
Folgende Vorteile werden erwartet bzw. mir kommuniziert:
- Nahezu 100% ökologischer Aufbau
- Teil in Eigenleistung möglich
- Jederzeit rückbaubar
- Orthopädisch besser als Estrich
- Von Natur aus fußwarm
- Um die ersparte Estrichstärke mehr Dämmung
- Wenig Feuchteeintrag bei der Herstellung, kein Ausheizen
- Höhere Punktlasten möglich ggn. einer gebundenen Schüttung
Die Vorteile sehe ich auch und finde sie gut. Folge Nachteile wurden von mir in Kauf genommen:
- Fliesen oder andere spröde Beläge nicht möglich
- In Summe teurer als „herkömmlicher“ 0815-Estrich mit XPS
Und jetzt wird es spannend: Folgende Punkte konnte ich den Kritikern nicht entkräften:
1. Die diffuse Angst „Vorsicht mit 100% dichten Bauelementen bei Altbauten!“. Leider (von den Kritikern) nicht genauer spezifiziert.
2. Was passiert mit Feuchtigkeit, die unweigerlich kapillar im Mauerwerk aufsteigt, bis dato abtrocknen konnte und jetzt hinter der EPDM-Folie gefangen ist (siehe dazu meine Skizze: http://pho.to/9TU44)
3. Was passiert im Falle eines Wasserschadens oder einer Leckage? Die Zellulose würde nach und nach mit Wasser volllaufen – einer der Befragten war Sachverständiger in so einem Fall und es dauerte mehrere Wochen bis die Betroffenen den Schaden bemerkten, der Gesamte Fußbodenaufbau zu diesem Zeitpunkt bereits ein Totelschaden
4. Hohler Klang und hoher Gehschall (ich denke, durch die überhöht eingeblasene Zellulose sollte es grundsätzlich o.k. sein, sicher bin ich mir nicht)
5. Meine eigene Kritik: Es sind einige Innenecken und Laibungen mit der Folie zu meistern. D.h. es muss seitlich gestückelt und geklebt werden.
Ist dieser Aufbau so bauphysikalisch akzeptiert und bewährt? Ohne EPDM wurde Holz Jahrhunderte „in den Dreck“ gestellt – aber mit Feuchtigkeitssperre und Zellulose? Muss ich etwas beachten, auf das ich noch nicht hingewiesen wurde?
Mein Planer/meine Planerin hatte den Bodenaufbau schon vorgeschlagen, bevor er das Objekt gesehen hatte und beharrt fest darauf, dass es die mit Abstand bestmögliche Variante ist. Gibt es ähnlich ökologische, bewährte Varianten, die Vorteile gegenüber dem beschriebenen Aufbau haben?
Reisse ich diesen Boden wieder aus der Wohnung oder tun es eher meine Kinder oder Enkelkinder? Die letzten Varianten wären in Ordnung für mich.
Vielen Dank für eure Meinung.
– Alexander
Ein weiteres Bild des Rohbodens: http://pho.to/9TU4t
für die Planung der Sanierung eines 1727 erbauten Gebäudes bezahle ich eine erfahrene Baumeister/in, die/der Teil dieser Community ist. Selbstverständlich werde ich die Person nicht namentlich nennen und würde auch alle erfahrenen Forenteilnehmer eindringlich bitten keinen persönlichen Bezug herzustellen.
Wie bei (fast) allen Detailfragen kann man 5 Leute fragen und 6 Antworten erhalten, bei dem folgenden Bodenaufbau erhielt ich leider nur eine: Mach das nicht!
Bei den befragten Personen handelte es sich um zwei Baumeister, einen Tischler, einen Architekten und einen Bauunternehmer. Auch ich selbst bin von Anfang an skeptisch – aber eher Bauchgefühl.
Da sich in diesem Forum eine Menge Profis unterhalten, vor allem Profis, die mit oft ihr halbes Leben mit Altbauten zu tun haben, erlaube ich mir die Fachmeinung (die ich sehr hochhalte!) meines Planers in diesem Punkt zu hinterfragen, weil ich leider nicht mehr weiter weiß.
Folgendes wurde geplant:
- Rohboden aus Erde/gewachsenem Kalkstein
- 5-10 cm nivellierte Sauberkeitsschicht aus Beton
- Geovlies (zum Schutz der EPDM-Folie)
- 1 mm EPDM - seitlich ca. 30-50 cm hochgezogen
- 2x 6/12 KVH schwimmende Balkenlage ausgeblasen mit
- Zellulose (etwas überhöht eingeblasen)
- Dampfbremse
- 20 mm Vollholzboden (Eiche) geölt (verschraubt)
Es geht um einen Bereich von 50 m² der mit Wandheizung, die auf 6 cm Holzweichfaserplatten mit 3 cm Kalkputz eingeputzt wird. Die 65 cm starken Wände aus Mischmauerwerk (hoher Anteil Vollziegel und Kalkmörtel) stehen auf einem Streifenfundament (Bachsteine, Mörtel und Undefinierbares).
Das eine notwendige DN 110 Abflussrohr wird unter bzw. teilweise in der Sauberkeitsschicht verlegt. Alle anderen Installationen werden auf der EPDM-Folie vorgenommen.
Um eine Hanglage handelt es sich nicht. Auch drückende Feuchtigkeit ist nicht zu erwarten. Der Boden ist insgesamt eher trocken bzw. Fels. Bis dato war nur ungedämmter Beton in dem Bereich, in einem Raum waren 2 cm Styropor und PE-Folie im Boden auf Bitumen, der beim Ausbau komplett zerbröselte. In einem Raum war eine der Estrichschichten wohl mit Teer versetzt oder jedenfalls sehr dunkel, dort war sonst keine Feuchtigkeitssperre verbaut. Allerdings war der Bodenbelag Linoleum.
Folgende Vorteile werden erwartet bzw. mir kommuniziert:
- Nahezu 100% ökologischer Aufbau
- Teil in Eigenleistung möglich
- Jederzeit rückbaubar
- Orthopädisch besser als Estrich
- Von Natur aus fußwarm
- Um die ersparte Estrichstärke mehr Dämmung
- Wenig Feuchteeintrag bei der Herstellung, kein Ausheizen
- Höhere Punktlasten möglich ggn. einer gebundenen Schüttung
Die Vorteile sehe ich auch und finde sie gut. Folge Nachteile wurden von mir in Kauf genommen:
- Fliesen oder andere spröde Beläge nicht möglich
- In Summe teurer als „herkömmlicher“ 0815-Estrich mit XPS
Und jetzt wird es spannend: Folgende Punkte konnte ich den Kritikern nicht entkräften:
1. Die diffuse Angst „Vorsicht mit 100% dichten Bauelementen bei Altbauten!“. Leider (von den Kritikern) nicht genauer spezifiziert.
2. Was passiert mit Feuchtigkeit, die unweigerlich kapillar im Mauerwerk aufsteigt, bis dato abtrocknen konnte und jetzt hinter der EPDM-Folie gefangen ist (siehe dazu meine Skizze: http://pho.to/9TU44)
3. Was passiert im Falle eines Wasserschadens oder einer Leckage? Die Zellulose würde nach und nach mit Wasser volllaufen – einer der Befragten war Sachverständiger in so einem Fall und es dauerte mehrere Wochen bis die Betroffenen den Schaden bemerkten, der Gesamte Fußbodenaufbau zu diesem Zeitpunkt bereits ein Totelschaden
4. Hohler Klang und hoher Gehschall (ich denke, durch die überhöht eingeblasene Zellulose sollte es grundsätzlich o.k. sein, sicher bin ich mir nicht)
5. Meine eigene Kritik: Es sind einige Innenecken und Laibungen mit der Folie zu meistern. D.h. es muss seitlich gestückelt und geklebt werden.
Ist dieser Aufbau so bauphysikalisch akzeptiert und bewährt? Ohne EPDM wurde Holz Jahrhunderte „in den Dreck“ gestellt – aber mit Feuchtigkeitssperre und Zellulose? Muss ich etwas beachten, auf das ich noch nicht hingewiesen wurde?
Mein Planer/meine Planerin hatte den Bodenaufbau schon vorgeschlagen, bevor er das Objekt gesehen hatte und beharrt fest darauf, dass es die mit Abstand bestmögliche Variante ist. Gibt es ähnlich ökologische, bewährte Varianten, die Vorteile gegenüber dem beschriebenen Aufbau haben?
Reisse ich diesen Boden wieder aus der Wohnung oder tun es eher meine Kinder oder Enkelkinder? Die letzten Varianten wären in Ordnung für mich.
Vielen Dank für eure Meinung.
– Alexander
Ein weiteres Bild des Rohbodens: http://pho.to/9TU4t