Salzbelastung in Mauerwerk
Jegliches Salz wird nur in wässeriger Lösung transportiert. Dadurch, daß alle Salze Wasser anziehen (damit sie sich lösen können), halten sie die Feuchtigkeit auch fest. Wie die Salze entstehen, wurde durch vorstehende Beiträge schon beschrieben. Wie sie sich verteilen, wurde ebenfalls angedeutet: über den gesamten Wandquerschnitt in allen kapillar wirksamen "Adern".
Feuchtigkeit steigt aufgrund der Adhäsion (der Bindekraft zwischen Baustoffoberfläche und dem Wasser) in engen Spalten, Gängen und Klüften ("Kapillaren") beliebig hoch, bis es durch andere Kräfte (elektromagnetische Felder, Erdanziehung, ...) gebremst oder durch Erwärmung in Gas umgeformt wird (verdunstet).
Wo das Wasser verdunstet, bleibt das Salz in kristalliner Form zurück. Die meisten Salzkristalle sind vielhundertfach größer als das Volumen der Salzlösung. Durch die Kristallisation infolge Verdunstung wird die Kapillarstruktur des Baustoffes zuerst gefüllt und, wenn der Platz nicht mehr reicht, gesprengt. DARUM ist es erforderlich, die Salzzufuhr zu beenden. Das geht nur durch den Einbau einer absolut wasserundurchlässigen, absolut kapillar-UNwirksamen Schicht: verklebte Bitumenpappe, Kunststoffbahn, Edelstahlplatten, Glasplatten, gesinterte (verglaste) Keramik und ähnliches, und ist zumeist nachträglich schier undurchführbar (und teuer).
Um die Schäden durch Salzkristallisation zu mindern, sind folgende Maßnahmen zu treffen:
1.
Entsalzung durch trockenes Beseitigen von Ausblühungen und zerstörten Bauteilen (Putz, Fugenmörtel).
2.
Entsalzung durch "Auswaschen" (siehe unten!)
3.
Beseitigung der Belastungsquelle (Jauchegrube, Mistlager ...)
4.
Minderung der Feuchtigkeitszufuhr
5.
Minderung des Feuchtetransportes
6.
Verbesserung des Dampfabgabevermögens der Baustoffe (um die Aufsteighöhe des Wassers zu vermindern)
7.
Vergrößerung des Porenvolumens der Baustoffe im Verdunstungsbereich
Die Kombination mehrerer der oben genannten Maßnahmen muß anhand des örtlichen Befundes und der Baustellen-Begleitumstände entwickelt werden.
Nicht vernachlässigen sollte man das Entsalzen (oben 1 und 2), denn es ist eine Möglichkeit, ohne weitergehende "Flurschäden" möglicherweise erträgliche Zustände über eine ausreichende Zeit herzustellen.
Ausblühungen werden keinesfalls genäßt, sondern mit Staubsauger oder Handfeger, notfalls mit Bürste und Kehrschaufel beseitigt in den Hausmüll oder auf den Komposthaufen.
Tiefergehende Entsalzung (siehe oben 2) geht nur mit Feuchtigkeit und salzfreiem Belag: "Opferputz". Wenn nicht die Oberflächendekoration besondere restauratorische Maßnahmen erfordert, wird lediglich ein breiig angerührter Lehmputz aufgetragen. Hierzu eignet sich jeder mineralisch saubere Grubenlehm. Das Material soll keine dauerhafte Bindung eingehen mit dem Untergrund, ansonsten könnte man auch mageren Kalksandputz verwenden.
Das Mauerwerk (ggfls. mit Verputz) wird nach der Trockenreinigung vorgenäßt, und der Opferputz wird so naß wie möglich aufgetragen.
Das Anmachwasser dringt in den hinterliegenden Putz bzw. das Mauerwerk ein und löst dortige Salze. Durch Belüftung und Erwärmung verdunstet das Wasser in der ca 2 cm starken "Opferputz"-Schicht. Dabei zieht es die Salze aus dem ursprünglichen Wandbaustoff heraus in die Verdunstungszone, also in den eigens hierfür aufgebrachten Opferputz. Sobald dieser wasserarm abgetrocknet ist, wird er abgekratzt und auf den Komposthaufen entsorgt, notfalls in den Hausmüll.
Diese Prozedur wird wiederholt, bis man eine ausreichende Minderung des Salzgehaltes im Ursprungsbaustoff erzielt hat.
Je besser die Entsalzung durchgeführt wird und je besser der Zutritt weiterer Feuchtigkeit gebremst wird, desto länger wird der Erfolg der Sanierungsmaßnahme anhalten. Absolute Werte gibt es nicht.
Markwart Lindenthal, Dipl.-Ing., Architekt.